Geschätzte Leserin,
geschätzter Leser!
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Die 100. Salzburger Festspiele sind eröffnet. Der Babyelefant wurde im Nachtleben an den Kärntner Seen nicht gesichtet. Der Bundeskanzler geht nicht in Quarantäne, obwohl ein Mitarbeiter seines Kabinetts positiv auf Covid-19 getestet wurde. Anders als der Kärntner Landeshauptmann, der zwei Wochen lang von daheim aus regierte. Und wir bleiben in der „Morgenpost“ politisch. Denn in der Rückschau auf die Woche ist ein Politiker noch eine Betrachtung wert: Hans-Peter Doskozil, der burgenländische Landeshauptmann. Er feuerte die ganze Woche über Breitseiten gegen die SPÖ und Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner ab.  Warum?

Warum jetzt, wenn die SPÖ niemanden interessiert? Warum jetzt, wenn die türkis-grüne Bundesregierung nach dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs, wonach etliche ihrer Maßnahmen nicht rechtskonform waren, großen Erklärungsbedarf hat? Da zieht man freiwillig die mediale Aufmerksamkeit auf die eigene Partei? Den strategischen Fehler hat SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner selbst schon oft genug gemacht. Aber ein Polit-Kaliber wie Doskozil? Nein, „in die SPÖ hineinzuspalten“ sei nicht seine Intention, sagte Doskozil. Zumindest nicht vordergründig, das glauben wir ihm sogar. Er wollte schlicht ablenken. Auch eine bekannte politische Strategie.

Doskozil wollte vom Skandal um die Commerzialbank Mattersburg ablenken. Indem er sich am Tag des Auffliegen des Skandals „persönlich zutiefst enttäuscht“ vom Bankchef Martin Pucher zeigte, glaubte sich der Landeshauptmann erfolgreich abgesetzt zu haben. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Die burgenländische ÖVP ortete sofort „Verfehlungen“ des Landes, weil das Land sowohl die Aufsicht über die Kreditgenossenschaft als auch über die Aktiengesellschaft gehabt habe. Gestern Nachmittag trat dann der burgenländische SPÖ-Landesrat Christian Illedits zurück. Mattersburg hat seit 1999 eine SPÖ-Bürgermeisterin. Allesamt über die Jahre nichts gesehen, nichts gehört, nichts gesagt?  In welchem System ein solcher Kriminalfall entstehen kann, „das System Mattersburg“, seziert Chefredakteur Hubert Patterer in seinem heutigen Leitartikel.

Jetzt hat auch Doskozil Erklärungsbedarf. Die nächsten Wochen wird er weniger Zeit haben, gegen die Bundespartei querzuschießen. Deren hochrangige Vertreter haben den Burgenländer ohnehin ins Leere laufen lassen: Die Landesparteivorsitzenden wie die Bundesparteivorsitzende sagten zu Doskozils Querschüssen? Gar nichts.

Einen entspannten Sonntag wünscht Ihnen,