Welche Bedeutung haben hundert Tage im Leben eines Menschen? Sie könnten antworten, a.) dass hundert Tage bei einer Lebenserwartung von über 80 Jahren keine Rolle spielen oder b.) dass die Bedeutung von den jeweiligen Tagen - Hochzeit, Geburt oder aber nur Alltag - abhängig ist. Womit Sie recht haben. Wenn heute und morgen die Ukraine auf die ersten hundert Kriegstage zurückblickt, ist eines gewiss: es sind und waren die schlimmsten der ukrainischen Nachkriegsgeneration. Hundert Tage der Bedrohung, der Massaker, des Mordens. Hundert Tage, die noch in hundert Jahren in den Köpfen der Enkelkinder präsent sein werden. In Geschichtebüchern werden sie lesen von thermobarischen Raketen, Putins
Höllenmaschinen, die nach dem Einschlagen im Umkreis von 25 Metern Temperaturen von 1.400 Grad Celsius bewirken. Und sie werden lesen, dass damals im Jahr 2022 der französische Philosoph Bernhard-Henri Levy über das Ringen der EU und der USA um Friedensverhandlungen meinte, Frieden könne abscheulicher sein als Krieg.

Letzteres hängt wohl immer von der Perspektive und vom jeweiligen Raum ab, in dem solche Überzeugungen geäußert werden. In Paris oder Wien, fernab von tötenden Kugeln und thermobarischen Raketen mit einer Wirkung von 1.400 Grad Celsius, diktiert die Ratio Anderes als unter Artilleriebeschuss.

Was sind wiederum hundert Tage im Leben eines Kindes? Nichts und alles, wenn Kinder in Scheidungskämpfe verstrickt werden. Unsere Justizministerin versucht gerade wieder eine Reform des Kindschaftsrechtes. Begründet wird die Novelle nach der Reform des Jahres 2013, dass ein „modernes Frauen- und Familienbild abgebildet werden soll“ und es um eine „fortschrittliche und feministische Reform“ geht.

Feministisch? Welcher Feminismus schwebt da der Justizministerin vor? Der alte, der neue? Als ob Väter da nicht zu Recht aufbrüllen werden. Als ob beim Kindeswohl „Feminismus“ eine Rolle spielen kann. Als ob nicht die Beratung beider Eltern, die bei der letzten Reform nicht nur in strittigen Verfahren vorgeschrieben wurde, das Wichtigste ist. Weil das Wahrnehmungsfeld der Eltern bei Trennungen durch eigene Identitätskrisen oft so eingeschränkt ist, dass die Traumatisierung und Verlustängste der Kinder nicht mehr erkannt werden.
Eine „feministische Reform“ auf dem Minenfeld elterlicher Beziehungskämpfe um Kinder und Unterhaltsleistungen? Ebenso befremdend absurd wie eine automatisierte gemeinsame Obsorge. Was Anwältinnen und Frauenvertreterinnen davon halten, lesen Sie in unserer heutigen Ausgabe. Und natürlich alles über den Ausgang des Rosenkrieges zwischen Johnny Depp und Amber Heard.