Wie es meist beginnt: Schmetterlinge im Bauch, Glückshormone in barockem Überfluss. Eine Dauerkarte auf der Hochschaubahn der Gefühle. Ewige Liebe „in guten, wie in schlechten Zeiten“.
Wie es manchmal endet: mit Entfremdung. Anschweigen. Seitensprung. Streit. Trennung. Diese weniger romantischen Endpunkte sind Ausgang von Untersuchungen eines Teams rund um Ursula Athenstaedt vom Institut für Psychologie der Karl-Franzens-Universität. Die Wissenschaftler haben das unter die Lupe genommen, was im Scherbenhaufen einer zerbrochenen Beziehung liegen bleibt: Ein Bild vom ehemaligen Lebensmenschen, das Risse bekommen hat. Oder überhaupt zerrissen ist.

Blicken die Auseinandergelebten später zurück, ist die Sicht auf den Ex-Partner je nach Geschlecht unterschiedlich und durchaus überraschend. So hat sich gezeigt, dass Männer eine positivere Meinung über ihre Ex-Partnerinnen haben als Frauen über ihre Ex-Partner. Frauen suchen eher denn Grund und die Schuld für den Crash beim Mann. Männer dagegen orten die „Täterrolle“ durchaus auch bei sich. Frauen sind aber auch im Beenden von Beziehungen offensiver.

Auf der Suche nach den Motiven sind die Psychologen auf verschiedene Gründe gestoßen. Zum einen die Evolutionspsychologie: „Frauen brauchen eine Zukunftsperspektive“, erklärt Athenstaedt das, was sie eine im Vergleich „pragmatischere“ Einstellung nennt: Gibt es diese Vision einer langfristigen, exklusiven Beziehung nicht, wird schneller ein Schlussstrich gezogen. Männern schreiben die Forscher hingegen einen eher „spielerischen“ Zugang zu: Sie wollen sich nicht so schnell binden, sind in puncto Treue weniger strikt und selbst nach einer Trennung der Ex-Partnerin noch länger emotional verbunden. Zum anderen spiegeln sich in dem unterschiedlichen Verhalten auch von der Gesellschaft geprägte oder anerzogene Geschlechterrollen wider. Frauen sind öfter wirtschaftlich abhängig von ihren Partnern und daher zögerlicher, wenn es um eine Trennung geht. Sie machen auch öfter schlechte Erfahrungen mit Partnern, die Alkohol- oder Drogenprobleme haben oder gewalttätig werden.

Oder es geht schlicht um die Ausgestaltung der Beziehung, die Art und Dichte der Kommunikation, die Toleranzbereitschaft. Auch da scheinen Mann und Frau häufig andere Maßstäbe anzulegen. Es bestätigt sich das umgangssprachliche Bild der unterschiedlichen Herkunft: er vom Mars, sie von der Venus. Das sorgt für galaktisches Konfliktpotenzial. „Denn wie zufrieden man in einer Beziehung ist, hängt von den Erwartungen und Standards ab, die man hat“, sagt Athenstaedt. Diese Standards werden wiederum auch von Beziehungserfahrungen geprägt.

Wenn dann Schluss gemacht wird, setzen sich die Unterschiede fort: Frauen verarbeiten die Trennung anders als Männer. Es zeigt sich, dass Frauen eher auf Freundinnen als Unterstützungsnetzwerk zurückgreifen und dort ein offenerer Austausch stattfindet als unter Männern. Frauen beschäftigen sich aber auch länger mit der Verarbeitung. Bei Männern füllt die Rolle des emotionalen Auffangbeckens in einer Beziehung eben häufig die Partnerin. Fällt sie weg, stürzen sich die Verlassenen nicht selten zur Ablenkung schnell in neue Beziehungen oder in mehr Arbeit oder Sport als Ausgleichshandlungen.

Was den Grazer Forschern, die mit ihren Untersuchungen auf großes internationales Interesse gestoßen sind, noch aufgefallen ist, betrifft die unterschiedliche Sicht zurück je nach aktuellem Beziehungsstatus. Singles sind demnach in der Beurteilung ihres Ex-Partners gnädiger als jene, die bereits einen neuen Partner gefunden haben. Diese Abwertung des Gewesenen beziehungsweise von Alternativen sei aber im Rahmen der eigenen Vergangenheitsbewältigung normal und verständlich. Man braucht ja Platz für die neuen Schmetterlinge.