Es klingt nach einer unlösbaren Aufgabe: Schlage eine Brücke zwischen dem Iran und Freddie Mercury. Finde den roten Faden zwischen einer Theokratie und einem Popstar. Geht nicht? Geht doch. Die Brücke heißt: Zoroastrismus und ist eine der ältesten Religionen der Welt - und Freddie Mercury, geboren als Farrokh Bulsara, entstammt einer zoroastrischen Familie. Als der Queen-Sänger vor 25 Jahren, am 24. November 1991 starb, fand die Trauerfeier nach zoroastrischem Ritus statt.

Die Wurzeln dieser Religion liegen 1800 vor Christus im heutigen Iran, dem damaligen Persien. Als ihr Begründer gilt der Priester Zarathustra. Die Religion wurde schnell zum Erfolgsmodell, entfaltete ihre größte Ausbreitung in Persien. Ihr Niedergang wurde mit der islamischen Expansion und dem Niedergang des Sassaniden-Reiches im 7. Jahrhundert nach Christus besiegelt. Die Anhänger dieses Glaubens, Zoroastrier oder Zarathustrier genannt, mussten fliehen und siedelten sich im Großraum Mumbai in Indien an.

Faravahar, er symbolisiert: Gut denken, gut reden, gut handeln
Faravahar, er symbolisiert: Gut denken, gut reden, gut handeln © Fotolia

Noch immer leben dort rund 100.000 der insgesamt weltweit rund 130.000 Anhänger und huldigen Ahura Mazda, dem Schöpfergott der Zoroastrier. Er schuf zunächst die geistige, danach die materielle Welt. Im Kampf mit seinem großen Gegenspieler Anromainyus liegt die zentrale Botschaft der Religion: der Kampf Gut gegen Böse. Die Strategie gegen das Dunkle lässt sich in der Avesta, der heiligen Schrift der Zoroastrier, nachlesen: Gut denken, gut handeln, gut reden.
Ein Dogma, das die Glaubensgemeinschaft - in die man hineingeboren werden muss, ein Konvertieren ist nicht möglich - im Alltag lebt. Neben Freddie Mercury und dem Dirigenten Zubin Mehta ist auch die indische Industriellenfamilie Tata ein Aushängeschild der Religion - und sie ist bekannt für ihre Wohltätigkeit, ein Grundpfeiler des Zoroastrismus.

Das Zentrum des Glaubens liegt noch immer im Iran, in einem Ort in der Wüste: Yazd. Dort stehen auch die Türme des Schweigens, ein zentrales Element im Zoroastrismus: Hier werden die Toten nach einem speziellen Ritus einbalsamiert und von Raubvögeln gefressen.

Einer der Türme des Schweigens in Yazd
Einer der Türme des Schweigens in Yazd © Susanne Rakowitz

Im Iran seit den 1970er-Jahren verboten, gibt es in Mumbai noch fünf aktive Türme. Hintergrund der „Luftbestattung“: Den Zoroastriern sind die Elemente Luft, Wasser, Erde und Feuer heilig. Letzteres wird als Flamme im Feuertempel verehrt, jenem Ort, wo auch die rituellen Gebete vollzogen werden.

Friedrich Nietzsche hat mit seinem Werk „Also sprach Zarathustra“, den Namen des Religionsgründers hierzulande bekannt gemacht. Doch Zarathustra hätte mit dem Hauptwerk des deutschen Philosophen wenig Freude, wird darin doch der Tod Gottes verkündet.

Der Feuertempel in Yazd
Der Feuertempel in Yazd © Kaputtknie/Fotolia