Es sind nicht die großen touristischen Schaubühnen der Alpen, die hier in den Vordergrund geholt werden, sondern die kleinen, stillen alpinen Kleinode. Als der österreichische Alpenverein 2008 die Marke „Bergsteigerdörfer“ ins Leben rief, ahnte man nicht, dass man damit so einen Erfolg einfahren würde. Doch man fuhr ihn ein.


Nachdem der Deutsche Alpenverein (DAV) bereits Partner ist, wird das Projekt nun in den Alpen-Adria-Raum getragen. In Südtirol ist das 470-Einwohner-Dorf Matsch am Fuße der Weißkugel seit 23. Juli „Bergsteigerdorf“ und das slowenische Jezersko wird es demnächst sein. Mit den Orten Kreuth, Schleching und Sachrang in Deutschland sind es ab 2018 26 „Bergsteigerdörfer“.
„Wir wollen infrastrukturschwächeren Bergdörfern eine Plattform geben“, sagt Barbara Reitler vom Österreichischen Alpenverein. Dort, wo die Natur noch unverbraucht ist, wo die Skilifte nicht in die Höhe ziehen, dort gibt es „Bergsteigerdörfer“. In Kärnten sind das bis jetzt Mallnitz, Malta, das Lesachtal, Mauthen im Gailtal und Zell/Sele, in der Steiermark Johnsbach im Gesäuse und die steirische Krakau, in Osttirol zählen das Villgratental und das Tiroler Gailtal dazu.

Neuzugang Jezersko

Der slowenische Neuzugang Jezersko fügt sich gut in das Bild vom unverbrauchten Ort mit großen Zielen. Eingerahmt von den Wänden der Steiner Alpen, den Bergen der Vellacher Kotschna und den Karawanken. Jezersko hat sich selbst um das Prädikat „Bergsteigerdorf“ bemüht – wurde von einem Gremium alpiner Vereine ausgewählt und ist stolz auf seine alpinen Möglichkeiten.
Als anspruchsvolles Ziel gilt der Grintovec, mit 2558 Metern die höchste Erhebung der Steiner Alpen. Wer es lieber gemütlich hat, kann den ihm gegenüber liegenden Kleinen Grintoutz (1654 Meter) erklimmen – eine Aussichtskanzel der Sonderklasse. „Für uns als kleiner, ruhiger alpiner Ort ist es eine Herausforderung, Teil der Bergsteigerdörfer zu sein und damit unsere Sichtbarkeit zu erhöhen“, sagt Marko Meško vom Slowenischen Alpenverband/ Planinska zveza Slovenije. Mit der Marke „Bergsteigerdörfer“ will Jezersko auch versuchen, seine touristischen Visionen umzusetzen: „Bei uns bekommt der Gast, was er erwartet“, sagt Meško. Nämlich einen ruhigen, gut ausgestatten Platz, von dem aus man die Wände der Steiner Alpen erobern kann. 10.000 Nächtigungen pro Jahr verzeichnet der Ort „hinterm“ Seebergsattel derzeit – nachhaltig sollen es bald mehr werden.

Matsch in Südtirol ist das jüngste Mitglied der "Bergsteigerdörfer"
Matsch in Südtirol ist das jüngste Mitglied der "Bergsteigerdörfer" © Alpenverein/ Gianni Bodini

Die Grenzen ausweiten

Ein weiteres Dorf, das die Grenzen der Bergsteigerdörfer in Richtung Italien ausweitet, ist das in Südtirol gelegene Matsch, ein Ortsteil der Gemeinde Mals. Das 470-Einwohner-Dörfchen ist von 3000ern umgeben. Im unverbauten Hochtal lassen sich Berge wie die Weißkugel (3700 Meter) erklimmen. „Wir sind sehr darauf bedacht, dass Matsch auch übermorgen noch Matsch ist“, sagt Vinzenz Telser, Präsident der „Eigenverwaltung Matsch“.
Damit wird auch die ureigenste Idee der „Bergsteigerdörfer“ klar. Tourismus nur so weit, dass ihn die Natur verträgt und er den Menschen nützt. „Es geht auch darum, dass die Menschen, die in einem Tal ohne Massentourismus leben, dort auch finanziell überleben können“, sagt Reitler. Im Einklang mit der Natur will man so die knapp zwei Millionen Mitglieder alpiner Vereine für die Bergsteigerdörfer zwischen dem großen Walsertal im Westen und Reichenau an der Rax im Osten begeistern.