Verkehrsunfälle sind die Todesursache Nummer 1 im Kindesalter. Rund vier Kinder sterben jährlich als Mitfahrer im Auto. Bei Urlaubsfahrten ist das Risiko, einen tödlichen Unfall zu erleiden aufgrund der oftmals langen Fahrtzeit und der hohen Geschwindigkeit auf Autobahnen besonders hoch. „Den besten Schutz bietet ein guter Autokindersitz“, sagt Holger Till, Präsident des Vereins „Große schützen Kleine“ und Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie in Graz. „Entscheidend ist jedoch, dass der Sitz optimal zu Größe und Gewicht des Kindes passt und dass er richtig verwendet wird.“
Gefährliches Sitzkissen
Laut einer aktuellen Studie von „Große schützen Kleine“, dem Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds und dem Kuratorium für Verkehrssicherheit finden sich die besten Schutzwerte bei Kindersitzen für jüngere Kinder, also bei Kindersitzen der Gruppen 0/0+ und I.
Der Kindersitz der Klasse III schützt vor allem dann schlechter, wenn statt eines Sitzes mit Rückenlehne inkl. Kopfstütze und dem damit verbundenen Side-Impact-Schutz nur ein Sitzkissen verwendet wird.
Kopf und Wirbelsäule
Auch ein verfrühter Wechsel auf die nächsthöhere Sitzklasse oder gar ein zu baldiges Weglassen des Kindersitzes (in Österreich herrscht Kindersitzpflicht bis zu einer Körpergröße von 150 cm!) begünstigen Verletzungen, vor allem solche des Kopfes und der Wirbelsäule. „Da Kopf und Halswirbelsäule bei Kindern die am stärksten gefährdeten Körperregionen bei Autounfällen sind, empfehlen wir dringend, bis zum Ende der Kindersitzpflicht einen Sitz mit Rückenlehne und Kopfstütze zu verwenden“, sagt Till.
Gegen die Fahrtrichtung
Kleinkinder sollten außerdem möglichst lange gegen die Fahrtrichtung im Auto sitzen. Nach der Babyschale schützt ein sogenannter Reboard-Kindersitz vor allem den – im Vergleich zum restlichen Körper sehr schweren und deshalb gefährdeten – Kopf sowie die unausgereifte Halswirbelsäule vor schweren Verletzungen, erklärt Till.
Auch die offizielle Empfehlung des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr lautet: „Kinder im Auto möglichst lange rückwärts transportieren!“ Vor allem beim Frontalunfall, der am häufigsten mit schweren oder tödlichen Verletzungen einhergeht, schützt ein Reboard-Kindersitz wesentlich besser.
Auch das richtige Anschnallen ist eine Problemzone: In der Bärenburg, dem Kindersicherheitshaus des Vereins „Große schützen Kleine“, wurden 300 Volksschulkinder beim Versuch, sich im Autokindersitz richtig anzuschnallen, beobachtet. Ergebnis: Nur vier von zehn Kindern schafften dies fehlerfrei. Bei den anderen wurde eine fehlerhafte oder verdrehte Gurtführung und zu lockeres Anschnallen beobachtet.
Nahezu alle Kinder (96 Prozent) gaben jedoch an, dass sie das Anschnallen selbst übernehmen würden. Von den Kindern, die regelmäßig im Auto mitfahren, gab die Hälfte an, eine Sitzerhöhung mit Rückenlehne zu verwenden, 45 Prozent benutzten Sitzkissen, 5 Prozent hatten gar keinen Kindersitz.
Mit dem Alter nimmt die Verletzungsschwere zu: Die unter 6-Jährigen erlitten nur zu sechs Prozent eine schwere Verletzung, bei den 11 – 14-Jährigen waren es 17 Prozent. „Das spiegelt die gute Schutzwirkung von Autokindersitzen wider“, sagt Till. „Wir beobachten auch, dass Kinder ab etwa sechs Jahren bei Autounfällen häufig Prellungen des Kopfes erleiden. Das ist oftmals auf die Verwendung von Kindersitzen ohne Kopfstütze zurückzuführen“, erklärt Till weiter.
In punkto Verletzungsschwere konnte kein Unterschied zwischen den Sitzpositionen vorne (Beifahrer) und hinten (Rückbank) festgestellt werden. Wesentlich bedeutsamer sind die Umgebungsfaktoren, wie der Abstand zum Fahrzeuginnenraum, zum Vordersitz oder zum Airbag.
Diese Tipps sollten Sie befolgen:
- Sicherstellen, dass Kinder Autotüren während der Fahrt nicht öffnen können! Kindersicherung aktivieren!
- Auf langen Urlaubsfahrten immer wieder Erholungspausen machen und darauf achten, dass Kinder dabei Zeit und Raum für Bewegung haben!
- Auf Parkplätzen Achtung auf andere Autos!
- Kinder bei sommerlichen Temperaturen niemals im (geschlossenen) Auto zurücklassen! Innerhalb weniger Minuten erreicht der Innenraum lebensbedrohliche Temperaturen!
- Wenn das Fahrzeug längere Zeit in der Sommersonne geparkt wurde: Sicherstellen, dass der Kindersitz nicht zu heiß ist, bevor man das Kind hineinsetzt!
- Bei Kindern besteht schneller Dehydrationsgefahr als bei Erwachsenen! Kindern deshalb auf langen Fahrten und bei Hitze immer wieder etwas zu trinken anbieten!
- Damit der Urlaub nicht von Erkältungssymptomen getrübt wird: Sicherstellen, dass die Düsen der Klimaanlage nicht direkt auf das Kind gerichtet sind!
- Um das Kind vor Sonneneinstrahlung durch Fensterscheiben zu schützen Sonnenblenden, Sonnenhut-/kapperl und eine hochwertige Sonnenbrille verwenden! Diese erkennt man am „CE-Zeichen“ sowie am Hinweis „UV 400“.