Peter Zinkann, ehemaliger Geschäftsführer von Miele, fasste es kurz und überaus treffend zusammen: „Familienunternehmen haben einen ganz großen Vorteil und einen ganz großen Nachteil, und beides ist die Familie.“

Dieses Zitat ist auf den ersten Seiten des Forschungsberichts des interdisziplinären Forschungsinstituts für Familienunternehmen an der Wirtschaftsuniversität Wien abgedruckt. Seit zehn Jahren beschäftigt man sich hier mit Familienunternehmen und Unternehmerfamilien, um ein besseres Verständnis für deren Funktionsweisen und Erfolgsfaktoren zu erlangen. Institutsleiter Hermann Frank: „Der Familieneinfluss kann Quelle strategischer Vorteile, aber auch ein Nachteil sein, wenn die Familie keine geeinte Position zur Wahrnehmung dieses Einflusses aufweist. Die unterschiedlichen Ausprägungen dieses Einflusses und dessen Auswirkungen auf den betrieblichen Erfolg und Misserfolg sind zentraler Gegenstand der Family-Business-Forschung.“


Vor allem Nachfolge und Übergabe führen in vielen familiengeführten Unternehmen zu Problemen. Das dürfte auch ein Grund dafür sein, warum in Österreich die familieninterne Nachfolge seit Jahren zurückgeht. Sogenannte „Buy-outs“ – Beteiligung oder Übernahme durch Mitarbeiter – oder „Buy-ins“ – Außenstehende beteiligen sich und übernehmen Führungspositionen – haben in Österreich deutlich an Bedeutung gewonnen.

"Man versteht einander"

Gabriele Slamanig kennt die persönlichen Geschichten hinter den Zahlen. Gemeinsam mit ihrem Mann Paul Slamanig hat sie die Initiative „Fuego“ – „Familienunternehmen und eigentümergeführte Organisationen“ – im Süden Österreichs gegründet. „Wir schaffen Bewusstsein für die Leistungen von Familienunternehmen. Sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft und auch in der Gesellschaft gut integriert. Man arbeitet einfach gerne in Familienbetrieben“, erklärt Slamanig, die selbst aus einer Unternehmerfamilie stammt. „Das war auch einer der Gründe, warum wir die Plattform initiiert haben. Man versteht einander einfach besser.“

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Gemeinsam will man nicht nur die Leistungen von Familienunternehmen würdigen, sondern auch einen Platz zum Austausch unter Gleichgesinnten bieten. „Momentan folgen zum Beispiel viele junge Frauen ihren Vätern nach. Hier ist sicher das Thema, wie man seinen eigenen Weg findet und wie man damit umgeht, wenn die ältere Generation nur schwer loslassen kann.“

Digitalisierung und Innovation

Aber auch Themen wie Digitalisierung und Innovation spielen bei familiengeführten Unternehmen eine große Rolle. „Man darf nicht davon ausgehen, dass ein Familienunternehmen nur ein traditionsbewusstes, verwurzeltes Unternehmen sein kann. Es gibt viele Familienunternehmen, die international tätig sind. Es gibt sie in ganz vielen Ausprägungen.“

Das bestätigt auch Hermann Frank vom Forschungsinstitut für Familienunternehmen der WU. „Familienunternehmen umfassen alle Größenklassen und Branchen. Deren Anteil bei mittelgroßen Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern liegt bei circa 67 Prozent. Bei den großen Unternehmen bei sind rund 50 Prozent Familienunternehmen.“ Dazu zählen auch durchaus bekannte Namen wie Porsche, Swarovski, Red Bull oder Internorm.