Als Energydrink-Krösus ist Dietrich Mateschitz bestens bekannt, als Fußball-Mäzen ist er nicht nur der sportinteressierten Öffentlichkeit ein Begriff. Dass er auch Österreichs zweitgrößtes Medienunternehmen (nach Umsätzen) aufgebaut hat, ist vielleicht nicht gar so vielen bewusst. Ob "Red Bulletin", Red Bull TV, Servus TV oder "Addendum" - Mateschitz prägt seit Jahren auch die Medienbranche.

"Wir haben uns weltweit zum Contentprovider herausgemausert, haben weltweit 600 Athleten. Warum sollen dann auch nicht unsere Inhalte über eigene Medien on air gehen?" So skizzierte Mateschitz im Jahr 2010 seine Medienstrategie. Adrenalin und Rasanz sind denn auch eine Facette des Red-Bull-Medienmarkenkerns. Auf Red Bull TV, unter anderem einer der größten österreichischen YouTube-Channels, gibt es jede Menge Extremsport, Weltrekorde und halsbrecherische Stunts zu sehen.

Als Meilenstein im Werdegang als Medienbetrieb definiert Red Bull Felix Baumgartners Stratosphären-Sprung. Zusammengefasst sind die Medienaktivitäten überwiegend im 2007 gegründeten Red Bull Media House. Der Einstieg ins Business erfolgte vor bald 15 Jahren: Mateschitz übernahm damals das "Seitenblicke"-Magazin (2016 wurde es eingestellt). 2005 startete auch "The Red Bulletin", damals als "Tageszeitung der Formel 1" und logische Ergänzung zur Formel 1-Präsenz des Konzerns.

Ab 2007 - dem Gründungsjahr des Bull Media House - war der Titel dann ein Lifestyle-Magazin, das österreichischen Tageszeitungen beigelegt und auch international distribuiert wird. 2010 ging das Premium-Produkt "Servus in Stadt & Land" an den Start und überzeugte das Publikum mit seiner Mission, "Natürlichkeit, Bodenständigkeit, Regionalität, Authentizität und vor allem Entschleunigung" zu bieten.

Das andere Gesicht der Medienmarke

Das ist das andere Gesicht der Medienmarke: ein als modern deklarierter Heimatbegriff, "Orientierung im Globalen Dorf, wo es keine Ortsnamen gibt, die ein gewisses Vertrauen schaffen", wie es Andreas Kornhofer, Chef der Verlagssparte, einmal formulierte. Wer erschöpft ist von den vielen Base Jumps, Air Races oder Schmankerln wie "Ice Cross Downhill", muss das Mateschitz-Imperium nicht verlassen, um sich zu entspannen. Einfach Red Bull gegen Kombucha austauschen und eintauchen in die Welt des selbstgemachten Hollersirups.

Ganz in diesem Sinne startet im Juni ein neuer Titel: "Carpe Diem", ein "Magazin rund um die vier 'lebenselementaren Säulen' Ernährung, Bewegung, Erholung und Bewusstsein", wie es in der Einladung zur Heftpräsentation heißt. Weitere wertige Printmarken sind etwa "Terra Mater" und "Bergwelten", auch Corporate Publishing ist ein Geschäftszweig, und mit Benevento Publishing hat man auch Verlagsmarken wie Ecowin im Portfolio.

Für Aufsehen sorgte Mateschitz in den vergangenen Jahren aber mit zwei anderen Medien. Servus TV startete 2009, ebenfalls mit einem Fokus auf Regionales und Wohlfühl-Programm, aber auch mit wohlgesetzten Sportakzenten. Die Marktanteile entwickeln sich langsam, aber doch nach oben. Damit wäre 2016 aber fast Schluss gewesen. Völlig überraschend verkündete Mateschitz vor ziemlich genau drei Jahren das Aus für den Sender. Einen Tag danach hieß es ebenso abrupt: Kommando zurück. Was den Firmenboss erweichte? Die schriftliche Zusicherung der Belegschaft, keinen Betriebsrat zu wollen.

Dass der Sender "wirtschaftlich untragbar" sei - so hatte Mateschitz die Einstellung ursprünglich begründet - war dann doch kein Schließungsgrund. Seitdem ist die Stimmung zumindest offiziell wieder bestens. Servus TV hat in mittlerweile zwei fiktionale Eigenproduktionen investiert und baute die Info-Schiene aus. Programmintendant Ferdinand Wegscheider indes eckt mit seinen Kommentaren unter dem Titel "Der Wegscheider" immer wieder an, was Servus TV sogar den Vorwurf einbrachte, zum "Heimatsender der Rechtspopulisten" zu mutieren - das sieht man in der Senderzentrale freilich anders.

Ordentlich Wellen machte auch ein langes Interview der "Kleinen Zeitung" mit Mateschitz im Vorfeld der Gründung von "Addendum". Mitten in die hektische Debatte über "alternative Fakten", Fake News und so fort philosophierte Mateschitz im Frühling 2017 über eine "Meinungsdiktatur" und erklärte, "dass sich niemand mehr die Wahrheit zu sagen traut, auch wenn jeder weiß, dass es die Wahrheit ist".

Die Stiftung für das neue Medienprojekt, das somit nicht unter dem Dach des Red Bull Media House beheimatet ist, nannte er denn auch "Quo vadis veritas". Als "Addendum" im Herbst 2017 startete, wurde allerdings bald klar, dass - auch internationale - Interpretationen, der Red-Bull-Gründer wolle ein österreichisches "Breitbart" aus dem Boden stampfen, wohl doch etwas überzogen waren.