Als die Festspiele in der vergangenen Woche ihren Spielplan für dieses Jahr veröffentlichten, hatten sie eine große Überraschung parat: Denn neben dem von 2020 verschobenen neuen, vierteiligen "Ring des Nibelungen" von Regisseur Valentin Schwarz wird es auch noch eine neue Interpretation von "Tristan und Isolde" geben. Zwei Neuproduktionen in einem Jahr - das hat es nach Angaben von Festspiel-Sprecher Hubertus Herrmann bisher erst einmal gegeben: im Jahr 1981. Damals gab es eine Neuinszenierung der "Meistersinger von Nürnberg" - und zusätzlich ebenfalls einen neuen "Tristan".

Nur einen Monat nach der Anfrage hat Regisseur Roland Schwab sein "Tristan"-Konzept bereits abgegeben, damit mit dem Bau des Bühnenbildes begonnen werden konnte. "Eine sehr pragmatische Idee in unwägbaren Zeiten", so Schwab. "Es war crash-mäßig, aber das liebe ich. Ich funktioniere als Regisseur so, dass ich in kurzer Zeit Konzepte entwickeln kann - und manchmal sind die nicht schlechter, als wenn man drei Jahre Zeit hat. Bei viel Zeit hat man ja auch viel Zeit für Zweifel." Er spricht von einem "guten Adrenalinschub" und "positivem Stress".

Der jüngste "Tristan", den es in Bayreuth zu sehen gab, war die düstere Interpretation von Chefin Katharina Wagner, die 2015 Premiere feierte. Der von Schwab soll ganz anders werden: "Da wird es sicher nicht viele Schnittmengen geben. Mein "Tristan" soll ein Denkmal der Liebe werden", sagte er. "Wir leben in einer so desillusionierenden Zeit, dass ich mir die Freiheit rausnehmen und eine wirklich Utopie der Liebe schaffen möchte. Ein Bekenntnis zur Schönheit." Sein Plan sei, "einen psychedelischen Sog" zu entwickeln - "und einen Rausch aller Sinne zu entfachen".

Ein klassisches "Happy End" wird es in der Oper, die mit dem Tod der Liebenden endet, aber auch bei Schwab nicht geben. "Happy End ist ja immer ein eindimensionaler Begriff, aber ein Weiterdenken finde ich schon wichtig, eine Liebe, die doch eine Möglichkeit hat, eine Zukunft hätte. Ein Gedanke lebt weiter. Ich bin dagegen, ihn komplett zu begraben."

Premiere ist am 25. Juli, es dirigiert Cornelius Meister. Dass er sich die Aufmerksamkeit mit dem neuen "Ring" wird teilen müssen, störe ihn übrigens nicht, sagte Schwab, der nach eigenen Angaben schon lange den Traum hatte, eine Wagner-Oper auf dem Grünen Hügel auf die Bühne zu bringen.