Es ist ein schroffes Gebirge, ein erratischer Block. Die Symphonie Nr. 5 von Anton Bruckner ist ein Solitär, der bezüglich selbst noch unter seinen neun, bzw. elf Symphonien eine Sonderstellung einnimmt. Streng und bisweilen spröde ist das vor 127 Jahren in Graz (unter dem Dirigenten Franz Schalk) uraufgeführte Werk.

Dennis Russell Davies ist der richtige Dirigent, um mit den Grazer Philharmonikern gerade dieses sonderbare Werk auszuleuchten. Denn der ist ohne Spezialist für das Kantige und Aparte, das Besondere Davies tut dieses mit analytischem Blick und ohne klangliches Sfumato, es ist eine sehr moderne Lesart, die den Romantiker Bruckner zugunsten des Kontrapunktikers zurückdrängt. Der Dirigent macht klar, dass dies kein Werk eines naiven „Einfaltspinsels“ ist, ein „Baby mit Riesenkräften“ wie einmal angemerkt wurde. Nein, Bruckner ist genialer Klangbaumeister, der sein Publikum fordert.

Die Grazer Philharmoniker, die schon ein paar Tage zuvor bei einem Konzert mit Wagner und Beethoven unter Adam Fischer auftrumpften, spielen auch Bruckner auf einem Niveau, als wollte man an die Liga der ganz großen Orchester anklopfen: Streicher, Blech, Holz, alles ganz exzellent, wobei man sich wohl auch selbst in die strengste Pflicht nahm, denn das Orchester, das einst die Uraufführung des Werks besorgt hat, darf sich hier natürlich keine Blöße geben.

Der Saisonschluss des Musikvereins wurde bejubelt, jetzt ist Sommerpause, bis 14. September, wenn die Live-Saisonvorschau mit Pianistin Olga Scheps und Geiger Emmanuel Tjeknavorian nachgeholt wird.