"Ich habe das Angebot des römischen Theaters angenommen, weil 'Turandot' eine wunderbare, mächtige und tragische Geschichte ist. Sie ermöglicht es mir, von Kriegen zwischen Völkern und Kampf um die Freiheit zu erzählen, die sich immer wieder wiederholen", sagte der 62-Jährige im Interview mit der römischen Tageszeitung "Il Messaggero".

"Turandot" hat für Ai Weiwei eine besondere Bedeutung. Als er 1987 als Migrant von Peking nach New York zog, hatte er sich als Statist bei einer Inszenierung des 2019 verstorbenen Regisseurs Franco Zeffirelli ein wenig Geld verdient. "Ich war damals wirklich arm. Ich kämpfte um einen Platz in der Kulturszene. Es ist unglaublich, dass diese Oper wieder in mein Leben zurückgekehrt ist", sagte der Konzeptkünstler und Bildhauer.

"Ich glaube, dass sich das Theater von mir eine neue Interpretation der Oper erwartet. Man erwartet sich von mir, dass Themen wie Liebe, Macht, Klassenkämpfe und politische Gefangenschaft mit zeitgenössischem Auge betrachtet werden. Das Thema der Macht war zu Puccinis Zeiten aktuell und ist es heute auch", erklärte Ai Weiwei.

"Die heutige Welt ist mit vielen Notstandssituationen konfrontiert. Ich denke an die Proteste in Hongkong, an die Klimaproblematik, an die Hungersnot. Es ist nicht einfach, all diese Themen in einem Theater darzustellen. Man muss sie an die Musik, an die Stimmen, an die Kostüme und an die Szenen anpassen", so der Künstler.