Der Tenor Fritz Wunderlich galt mit seiner hellen, immer natürlich klingenden Stimme als Ausnahmeerscheinung unter den Sängern. Ein Ballettabend in der Grazer Oper möchte sich nun auf ganz unterschiedliche Weise diesem Phänomen annähern. Drei Choreografen gestalten den Tanzabend "Wunderlich!" rund um die Jahrhundert-Stimme. Premiere ist am 1. März auf der Studiobühne der Oper.

"Wenn man um die menschliche Stimme kreist, ist man sofort bei Maria Callas und auch bei dem Begriff des Mythos. Schaut man weiter, kommt man ganz schnell zu Fritz Wunderlich, mit dem ich den Begriff des Phänomens in Verbindung bringen würde. Ein Künstler, der alle Genres formvollendet und beseelt gesungen hat, wenn man an die Oratorien von Händel oder die Bach-Kantaten denkt, die Opern, aber auch Schlager, Chanson und Operette", erläuterte Ballettchef Jörg Weinöhl im APA-Gespräch.

Erstmals ist man mit einer großen Ballett-Produktion auf der Studiobühne. Für diesen Abend sei klar gewesen, dass die Musik vom Band kommen muss, es stellte sich die Frage "wie gehen wir in diesem Fall mit dem Tanz um, auch um einen Bezug zum Opernhaus herzustellen", meinte Weinöhl. Die Entscheidung, mit drei verschiedenen Choreografen zu arbeiten, hatte die Grundlage, "dass wir drei unterschiedliche Perspektiven in Bezug zur Compagnie zeigen wollten. Joao Pedro de Paula als Tänzer, der mit seinen Kollegen ein Stück macht, dann die der Ballettmeisterin Jaione Zabala, die täglich mit den Tänzern arbeitet und die maßgeblich zum künstlerischen Niveau beiträgt.

Der dritte, Helge Letonja, hat hier am Haus einmal als Tänzer gearbeitet und kommt nun als Choreograf zurück, der auch eine große Erfahrung hat, in Opern zu choreografieren, das heißt, nahe an Sängern dran zu sein und der sich eine eigenwillige künstlerische Positionen erarbeitet hat". Dadurch zeigen sich bei dem Projekt "drei ganz eigenwillige Handschriften", erklärte der Ballettchef.

Die Musik besteht nicht nur aus Aufnahmen von Fritz Wunderlich. "Die Choreografen sollten die Freiheit haben, auch andere Musik zu wählen, mit der sie in diesem Kontext gerne arbeiten", begründete Weinöhl die Entscheidung für ganz unterschiedliche Musik. Die drei Teile stehen alle für sich, "eine Verflechtung erschien nicht sinnvoll, denn jeder findet einen eigenen Zugang, das muss man sich anschauen."