Mit "Raggio di Luna" eröffneten Antonello Venditti und seine Band - Derek Wilson am Schlagzeug, Fabio Pignatelli am Bass, Angelo Abate (Piano und Hammond Orgel), Keyboarder Danilo Cherni, die Gitarristen Toti Panzanelli und Maurizio Perfetto, Amedeo Bianchi am Saxophon und die Vokalistinnen Laura Ugolini und Laura Marafioti - in der Nacht auf  Freitag sein Konzert in Palmanova.

Aber der Mond strahlte nur im Hintergrund: Tausende Menschen saßen - allerdings strahlend - im Regen, auf der Piazza Grande in Palmanova, an einem Ort, den die Unesco nicht nur wegen seiner Architektur und seiner historischen Bedeutung zum Weltkulturerbe erklärt hat. Die Stadt ist sternförmig angelegt und von einer, ebenfalls sternförmigen, Parkanlage, umgeben. Eben der passende Ort für einen Star.

Mit "Raggio di Luna" hatte der Cantautore der ersten Stunde auch sein legendäres Konzert 1992 in San Siro eröffnet und ähnlich wie damals geht es weiter: mit "I ragazzi del Tortuga" oder "Non so dirti quando", einem Song, bei dem die geniale Bühnenshow zum ersten Mal einen ganz großen Freund und Kollegen Antonello Vendittis, den 2012 verstorbenen Lucio Dalla im Hintergrund ins Licht rückt.

Mit "Giulio Cesare" geht es weiter und mit "Piero e Cinzia", ehe "Lilly" auf dem Programm steht. Ein Song den Antonello Venditti, wie er erzählt - und er erzählt an diesem Abend, der erst nach dreieinhalb Stunden endet sehr viel - einen wahren Hintergrund hat. Diese Lilly, die nicht Lilly hieß, gab es tatsächlich. Sie war eine junge Frau aus Padua, verrät er, deren Leben durch die Sucht nach Heroin ruiniert wurde. "Damals kam man damit nicht ins Krankenhaus, sondern sofort ins Gefängis", sagt Antonello Venditti.

Immer wieder geht es an diesem Abend auch um Themen wie Femminismus, Rassismus, Korruption und Liebe - vor allem die. Liebe und Freundschaft. Und da betritt erneut der unvergessene Lucio Dalla virtuell und im Herzen Tausender die Bühne mit "Ci vorrebbe und amico." "Er hat mir einmal das Leben gerettet", sagt Venditti später über den vermutlich wichtigsten seiner Freunde. In einer Zeit, als Venditti, verzweifelt nach einer Trennung, mittellos und gerade von Mailand nach Rom zurückgekehrt, nicht weitergewusst habe. "Notte prima degli esami" gibt er dann zum Besten, den ersten Song, der er damals, am Beginn eines neuen Lebens, geschrieben hat.

Historische Band

Erst danach kommt die italienische Musiklegende zum eigentlichen Titel das Abends: zur "Sotto il segno dei pesci"-Tour, die aus einem Jubiläums-Konzert in der Arena di Verona im September 2018 entstand. "Es sollte nur ein Konzert werden", sagt der Musiker, der seither durch ganz Italien tourt, mittlerweile 41 Jahre nach Entstehen des Albums, nach dessen am 8. März 1978 publiziertem Original echte Fans jahrlelang fahnden.

Den zweiten Teil des Abends bestreitet der Maestro großteils mit der Band von einst: dem Bassisten Marco Vannozzi, Renato Bartolini (Gitarre und Mandoline), Claudio Prosperini (E-Gitarre), Adolfo Lamorgese (akustische Gitarre und Harmonika) musizieren mit ihm im zweiten Teil des Konzert-Marathons unterstützt von der Geigerin Fabiana Sirigu und Alessandro Cannini (Schlagzeug und Percussion).

Kein Wunder, dass der Regen nicht abzieht: Der will sich das Konzert vermutlich auch nicht entgehen lassen, das mit Songs wie "Bomba o non Bomba", "Chen il cinese", "Sara", "Il telegiornale", "Giulia" und "L'uomo Falco" weitergeht. Vor allem aber mit "Francesco", gewidmet dem Freund Francesco de Gregori, mit dem Venditti einst ein Streit entzweite, den beide bald bereuten. "Ich habe kurz vor dem Konzert mit ihm telefoniert", erzählt der Cantautore der ersten Stunde. Eigentlich waren es ja er, Francesco de Gregori und Lucio Dalla, die dem italienischen Spezialmix aus Pop, Rock und Folk, Liebeslyrik und Sozialkritik in den 1970er Jahren national und international zum Durchbruch verhalfen und damit Musikgeschichte geschrieben haben.

Marathon-Konzert

"Wir sind noch nicht einmal bei der Hälfte", scherzt Antonello Venditti nach Mitternacht und singt, spielt und plaudert tatsächlich noch eine Stunde weiter: "Dimmelo tu cos'è" erntet tosenden Applaus, "Dalla pelle al cuore", "Che fantastica storia è la vita" ebenfalls. Und "Alta marea" natürlich und viele andere Hits.

Bei "Benvenuti al Paradiso" und "In questo mondo dei ladri" stehen die Leute auf und jubeln ihrem immer noch nicht müden Star zu, der am 8. März 1949, sotto il segno dei pesci, im Zeichen der Fische, geboren heuer seinen 70. Geburtstag gefeiert hat.

Eine Zugabe gibt er danach noch "Ricordati di me". Aber, welcher Fan würde Antonello Venditti schon vergessen. Wer das Konzert in Palmanova versäumt hat, hat noch viele Chancen. Die nächste am 13. Juli in Brescia, am16. Juli in Cuneo, am 18. in Reggio Calabria. Mehr auf Antonello Vendittis Website.

Umjubelter Cantautore Antonello Venditti
Umjubelter Cantautore Antonello Venditti © (c) elisabeth peutz