Die Wiener Festwochen finden heuer von 10. Mai bis 16. Juni statt. Christophe Slagmuylder, der aus Belgien stammende neue Intendant der Wiener Festwochen, stellte heute Vormittag auf einer Pressekonferenz das neue Programm vor.

45 Produktionen aus 19 Ländern

Die Wiener Festwochen bieten 45 Produktionen (darunter 10 Uraufführungen) von 430 Künstlern aus 19 Ländern. An 27 Spielorten in elf Bezirken gibt es 281 Vorstellungen, für die 45.000 Karten aufgelegt sind. "Ich bin overwhelmed", meinte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), verwies auf die kurze Vorbereitungszeit und freute sich über "so einen schönen Anfang" einer mehrjährigen Intendanz.

"In wenig Zeit kann man sehr viel schaffen"

Der so angesprochene neue Festwochen-Chef Christophe Slagmuylder erinnerte in seinen auf Deutsch gehaltenen Einführungsworten daran, dass er erst seit vergangenen Juni in Wien arbeite. "Das war eine Überraschung für alle, auch für mich. Wenn ich ehrlich bin, war es nicht immer eine leichte Aufgabe. Ich habe aber gelernt, dass man auch in sehr wenig Zeit sehr viel schaffen kann." Er habe auch gelernt, spontan zu sein und dies nicht nur als Beschränkung, sondern auch als große Inspiration zu empfinden. Sein erstes Festivalprogramm sei "ein erster Entwurf, ein Beginn. Es repräsentiert aber das, wofür ich stehe. Viel Arbeit, viele Ideen liegen noch vor uns."

Viele aufstrebende Künstler im Programm

Die lange Liste der Eingeladenen umfasse nicht nur große, bekannte Namen, sondern auch viele aufstrebende oder für Wien neue Künstler, die u.a. im Hamakom Theater präsentiert werden, das Slagmuylder einen "vollkommenen Edelstein" nannte. Spielorte sind neben den Museumsquartier-Hallen aber auch das Volkstheater, das Schauspielhaus oder das Studio Molière. Viel Wert legt der neue Intendant auf Genre-Überschreitungen, wie sie etwa der Ungar Bela Tarr in "Missing People", eine Mischung aus Film und Installation mit Livemusik, bietet.

Musik spielt eine wichtige Rolle

Musik spiele grundsätzlich eine wichtige Rolle in seinem Programm, sagte der Intendant und verwies etwa auf Christian Fennesz ("Er war wirklich ein Name, der mich in Brüssel begleitet hat"), der sein neues Album "Agora" im Volkstheater vorstellt, und auf "alternative Formen von Oper", wie etwa von David Marton ("Narziss und Echo"). Besonders dem Publikum ans Herz legte er "Suite n.3 - Europe" der französischen Gruppe Enycyclopédie de la parole, die im Akademietheater ein Art Liederabend "in allen Sprachen, die in der Europäischen Union gesprochen werden", zeigen. Material für dieses "heutige Porträt des europäischen Kontinents" bieten etwa Jobinterviews, Verschwörungstheorien oder Schimpftiraden.

Künstler bekamen von belgischen Behörden keine Visa

Musik und Tanz verbindet sich etwa bei Anne Teresa De Keersmaekers Verarbeitung von Bachs Brandenburgischen Konzerten, François Chaignauds und Marie-Pierre Brébants Interpretation der Melodien von Hildegard von Bingen und Marcelo Evelins "physischem Kontrapunkt zu Schubert". Nur zwei Produktionen habe er von seinem Vorgänger Tomas Zierhofer-Kin übernommen, erklärte Slagmuylder auf Nachfrage - "und auch zu denen hätte ich Nein sagen können". Eine im Programmbuch enthaltene Produktion musste gecancelt werden: Künstler, die am NT Gent mit Faustin Linyekula die Produktion "Histoire(s) du Theatre II" erarbeiten sollten, bekamen von den belgischen Behörden keine Visa.

Rede an Europa

Einen Tag vor Eröffnung der Festwochen wird der US-Historiker Timothy Snyder am Judenplatz "Eine Rede an Europa" halten. Initiiert von der Erste Stiftung soll künftig stets am Europatag der Europäischen Union, an dem man am 9. Mai jedes Jahres der Schuman-Erklärung gedenkt, eine öffentliche Vorlesung am Judenplatz abgehalten werden. Es gibt nicht nur viele Vorstellungen, Konzerte, Workshops und Lectures, sondern auch Festwochen Partys - in der Erste Bank Arena (11. Mai) sowie in den Gösserhallen (29. Mai und 15. Juni).

Budget blieb gleich

Obwohl 2019 um die Hälfte mehr Produktionen und auch um 10.000 Karten mehr angeboten werden als im Vorjahr, ist das Budget laut Geschäftsführer Wolfgang Wais mit 12,6 Mio. Euro (davon 10,6 Mio. von der Stadt Wien) nahezu gleich geblieben. Man hofft auf rund 1 Mio. Euro Karteneinnahmen und hat die Sponsorenerlöse erhöht. "Wir sind guter Hoffnung, uns in diesem Jahr wirtschaftlich besser aufstellen zu können", sagte Wais.