Ein sonderbares Hotel ist vorrangiger Schauplatz des Buches. Das Haus verfügt über keine Adresse, die Zimmer tragen keine Nummern, das Personal scheint nur aus der mückenjagenden Reinigungsfrau und dem ständig telefonierenden Portier zu bestehen. Zu den wenigen Gästen zählt die zentrale Figur von "Déjà-vu", ein Mann namens Sergeant - der, als er gefragt wird, ob dies sein Name oder sein Beruf sei, antwortet, er denke, es sei "wohl beides der Fall." Rätsel über Rätsel setzt Georg Petz.
Der 1977 in Wien geborene und in Pöllau aufgewachsene Autor, der am Gymnasium Hartberg Englisch und Deutsch unterrichtet, führt uns auch in eine Metrostation, in der ein Schuhputzer sein Dasein fristet. Er benützt Bücher als Fußstütze für seine Kunden; er sei nämlich im Hauptberuf Literaturprofessor, erzählt er (dem) Sergeant, aber es seien "schlechte Zeiten für Professoren." Sergeant hat erfahren, dass ein Hotelgast, eine junge Frau namens Laura, vermisst wird, und hat ein letztes Lebenszeichen sichergestellt - einen Zettel mit einem Sonett. Der Schuhputzer identifiziert es als von verschiedenen Dichtern aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammend. Ein Hinweis? Eine Spur? Existiert Laura überhaupt?
"Déjà-vu" ist ein verführerisches Buch. Raffiniert wird der Leser in einen Sog von albtraumhaften Geschehnissen gezogen, mit rasch wechselnden Realitätsebenen konfrontiert und mit Menschen, die die Suche nach der Wahrheit gezielt zu stören scheinen. Aber immer wieder wird man zurückgeführt zum roten Faden der Geschichte, und das Vergnügen an der brillanten, spannend beschreibenden Sprache von Georg Petz hält an bis zur letzten Seite. EVA SCHÄFFER
Lesung von Georg Petz in der Reihe "Crimeline" des Grazer Literaturhauses am Freitag um 19 Uhr im Hotel Mariahilf, Mariahilferstraße 9. Karten: Tel. 0676 67 101 66. literaturhaus-graz.at