Die Treibhausgasemissionen sind laut dem UNO-Umweltprogramm (UNEP) im Jahr 2017 erstmals wieder gestiegen. Sie erreichten die Wirkung von 53,5 Gigatonnen (Gt) CO2, hieß es in dem am Dienstag in Genf publizierten "Emissions Gap Report 2018". Eine Ende des Anstiegs sei derzeit nicht in Sicht, die globalen Anstrengungen zur Erreichung der Pariser Klimaziele müssten zumindest verdreifacht werden.

Damit könnte wenigstens noch das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden, für das von den meisten Experten empfohlene 1,5-Grad-Ziel schwinden die Chancen, denn hier müssten die jetzigen Ambitionen gar verfünffacht werden, lauten die ernüchternden Ergebnisse ein paar Tage vor dem Start des UNO-Klimagipfels in Polen.

Bisherige Klimapolitik zahnlos

Der erneute Anstieg der Emissionen bedeutet, dass diese für das 1,5 Grad-Ziel im Vergleich zu 2017 bis zum Jahr 2030 um rund 55 Prozent (Reduktion auf 24 Gt CO2) verringert werden müssen - beim Zwei-Grad-Ziel würden rund 25 Prozent (Reduktion auf 40 Gt CO2) ausreichen. Dann gäbe es eine zumindest 66-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die jeweils anvisierten Temperaturanstiege nicht überschritten würden. Würde man hingegen die bisherige Klimapolitik fortführen, käme man 2030 auf eine Emission von 59 Gigatonnen CO2 und Äquivalente. Selbst die Umsetzung der aktuellen nationalen Beiträge (Nationally Determined Contribution/NDC) zur Erreichung der Emissionsziele würde 2030 bestenfalls 53 Gt an Emissionen bedeuten.

Möglichkeiten dieses Unterfangen zu meistern, sind laut den UNEP-Autoren jedoch trotzdem noch vorhanden. Eine steigende Dynamik im privaten Sektor und noch ungenutzte Innovationspotenziale samt umweltfreundlicher Finanzierung würden Wege aufzeigen, um die Emissionslücke zu schließen. Es wird aber festgehalten, dass es unvermeidlich ist, die Klimaschutzambitionen bis 2030 zu erhöhen. "Emissionsarme Alternativen subventionieren und fossile Brennstoffe besteuern" wären die vonseiten der Regierung die Maßnahmen, um die richtigen Investitionen im Energiesektor anzuregen, sagte Jian Liu, leitender UNEP-Forscher.

Würde man den Sonderbericht des Weltklimarats IPCC - auch dieser sah das 1,5-Grad-Ziel noch als realisierbar an - vom Oktober mit einem "globalen Feueralarm" vergleichen, dann wäre der UNEP-Bericht die Untersuchung der Brandursache, sagte Joyce Msuya, interimistische Chefin des UNO-Umweltprogramms. Aus der Sicht der Wissenschaft sei klar: Es gibt zwar ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen, doch "wir füttern dieses Feuer, während die Löschmittel in Reichweite sind", sagte Msuya. Eine Fortsetzung der aktuellen Trends werde voraussichtlich bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer globalen Erwärmung um 3,2 Grad Celsius führen, und diese Erwärmung wird sich laut den Ergebnissen des Berichts noch weiter fortsetzen.

Der UNEP-Bericht vermeldet indes nicht nur einen neuen Rekord an Treibhausgasemissionen, er merkt zudem auch an, dass es keine Anzeichen gebe, dass die Emissionen wieder zu sinken beginnen. Bei lediglich 57 Ländern, die für rund 60 Prozent der globalen Emissionen von CO2, aber auch Methan und Distickstoffoxid, verantwortlich sind, ist dies zumindest im Jahr 2030 zu erwarten.

Radikales Umdenken

Die Liste "Jetzt" forderte aufgrund des UNEP-Berichts radikales Umdenken der heimischen Politik. "Wir können leider nicht auf eine neue Regierung hoffen und warten. Die richtigen Maßnahmen müssen jetzt passieren. Wenn die Regierung diese Warnung auch wieder in den Wind schlägt, schwindet die Hoffnung auf eine Stabilisierung des Klimas", sagte Klubobmann Bruno Rossmann.

Der Bericht rief auch bei Global 2000 Kritik an politischen Entscheidungsträgern hervor. "Während die Bevölkerung berechtigte Angst vor einer Klimakatastrophe hat, träumt die Politik in der EU und in Österreich vor sich hin. Dieses Alarmsignal muss dringend wahrgenommen werden", forderte Johannes Wahlmüller, Klimasprecher der Umweltschutzorganisation. "Die EU unter der österreichischen Ratspräsidentschaft darf jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", betonte Wahlmüller. Sie müsse bei der kommenden Klimakonferenz eine komplette Überarbeitung der eigenen Klimapläne zusagen. Am Mittwoch werde die langfristige Klimaschutzstrategie der EU präsentiert. "Wir können nicht mehr auf die anderen zeigen, jetzt sind wir selbst dran, zu handeln."