Die schweren Waldbrände an der kroatischen Adriaküste, die am Montag Split bedrohten, werden in Kroatien zum Politikum. Während Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic die späte Reaktion der Armee kritisierte, sprach der Verteidigungsminister und Vize-Premier Damir Krsticevic am Dienstag über seinen möglichen Rücktritt. Premier Andrej Plenkovic lehnte den Rücktritt des Ministers ab.

"Die Armee hätte auch früher eingesetzt werden können", kritisierte Grabar-Kitarovic am Dienstag in Salzburg, wo sie an dem jährlichen Treffen der Staatsoberhäupter Österreichs, Sloweniens und Kroatiens teilnahm. Auch wenn die Soldaten nicht zum Löschen des Feuers ausgerüstet seien, sei aufgrund des Ausmaßes des Brandes jede Hilfe nötig gewesen, kommentierte die Oberbefehlshaberin der Streitkräfte. Nach dem Treffen flog Grabar-Kitarovic von Salzburg nach Split, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Angesichts der Kritik sprach der kroatische Verteidigungsminister von seinem Rücktritt: "Der Premier und die Präsidentin können mich umgehend absetzen, wenn es sich bewahrheitet, dass die Militärkräfte nicht rechtzeitig und angemessen reagiert haben", sagte er laut der kroatischen Zeitung "Jutarnji list".

Premier lehnt Rücktritt ab

Premier Andrej Plenkovi lehnte indes den Rücktritt des Ministers ab. "Es ist mit nicht klar, auf Basis welcher Informationen die Präsidentin zu diesem Schluss gekommen ist", sagte Plenkovic bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag. Die Armee könne erst auf Antrag eingesetzt werden, erinnerte Plenkovic. Ein entsprechender Antrag von der zuständigen Katastrophenschutzbehörde sei erst am Montagnachmittag eingegangen, woraufhin die Soldaten auch eingesetzt wurden. Laut Plenkovic waren am Dienstag in der Umgebung von Split rund 400 Soldaten im Einsatz.

Noch bevor Plenkovic vor die Presse trat, ruderte die Präsidentin zurück. Sie betonte, dass der Verteidigungsminister keine Verantwortung für die Situation trage, weshalb sein Rücktritt nicht akzeptabel sei. "Die Verantwortung liegt bei denjenigen, die vor Ort die Situation falsch eingeschätzt haben und die Armee zu spät zur Hilfe gerufen haben", sagte sie gegenüber "Jutarnji list". "Die Armee hatte letztendlich eine sehr gute Arbeit geleistet", betonte die Präsidentin.

Die Waldbrände, die sich in vergangenen Tagen im Umkreis von Split ausbreiteten, erreichten am Montagabend die zweitgrößte kroatische Stadt. In der Nacht auf Dienstag konnten die Brände weitgehend gelöscht werden, im Laufe des Tages begann es in den Vororten von Split wieder zu brennen. Mithilfe von Löschflugzeugen, die am Montag wegen des starken Windes nicht eingesetzt werden könnten, war die Lage unter Kontrolle, wie Medien berichteten.