Ein Auto, das einem im Winter mit der Lenkradheizung die kalten Pfoten wärmt, muss einem fast zwangsläufig sympathisch sein. Vor allem, wenn es so ein kleines Auto ist wie der Opel Karl, in dem man Annehmlichkeiten wie diese gar nicht vermutet.

Und was wir nach den Monaten, die der 3,7-Meter-Stadtflitzer seinen Dienst in unserem Testfuhrpark versieht, auch attestieren können: Das mit dem Menschennamen ist ein schlauer Schachzug von Opel, der in sofortiger Vermenschlichung der Maschine mündet. Ein Beispiel: "Mit wem bist du da?" - "Mit Karl." - "Kenn ich gar nicht, den musst du mir vorstellen."

Das Cockpit ist schnörkellos, aber hübsch und solide verarbeitet
Das Cockpit ist schnörkellos, aber hübsch und solide verarbeitet © OLIVER WOLF

Gut, dann tun wir das hiermit: Der Karl ist der Einstieg in die Opel-Welt, der schnörkellose Bruder des schicken Adam. Aber die Rüsselsheimer schaffen es (oder eher die Koreaner von Chevrolet, die ihn entwickelt haben - aber das ist heutzutage nichts Ehrenrühriges mehr) bei aller Maximierung des Nutzens und Minimierung des Preises, dass der Karl nicht charakterlos daherkommt.

Das Cockpit ist zwar schnörkellos, aber solide verarbeitet, die Materialien ordentlich und die Bedienung der Funktionen selbsterklärend. O. k., den Filz im Kofferraum umweht nicht gerade der Nimbus von ewiger Haltbarkeit - aber im Idealfall halten sich dort Passagiere auch höchst selten auf.

Am ehesten wohl auf den Vordersitzen, wo das Platzangebot schön luftig ist. Im Ernstfall können sich im Karl bis zu fünf Passagiere zusammenkuscheln. Zu viert können wir aber Mittelstreckentauglichkeit attestieren.

Der Einliter-Dreizylinder schnattert fröhlich vor sich hin, sieht von unguten Dröhngeräuschen ab und dreht, dass es eine Freude ist. Wenn man nicht gerade voll besetzt unterwegs ist und sich plötzlich fieserweise eine arge Steigung vor einem auftut, kommt man mit den 75 PS gut aus. Sein Temperament passt zum Karl, der wendig durch Kurven wetzt (9,5 Meter Wendekreis) und ziemlich erwachsen federt.

Apropos erwachsen: Inzwischen gibt es für den Karl auch Opels Infotainmentsystem Intellilink, wir haben noch eine einfachere Ausgabe an Bord. Aber so lange es wie hier USB-Eingang, Einparkpiepserl und Bluetooth-Schnittstelle gibt, kann man auch ohne großes Display gut leben.

Die vier Türen sind im Alltag ziemlich praktisch
Die vier Türen sind im Alltag ziemlich praktisch © OLIVER WOLF

Gewöhnen muss man sich an die wirbelsäulenunfreundlich hohe Ladekante. Und an die Hutablage, die man nach dem Einladen selbst runterklappen muss, was man natürlich vergisst - weshalb man dann zum Kofferraum zurücktigern muss, weil man sonst nicht durch die Heckscheibe sieht.

Und sonst? Von uns aus könnte es langsam Frühling werden - wir möchten endlich das Panorama-Glasschiebedach genießen.