Es scheint, als hätte sich das Kofferraumvolumen zu einer ähnlichen Stammtisch-Messgröße entwickelt wie die PS oder das Drehmoment der Motoren. Wer hat wie viel, kann mehr laden, bietet das größte Volumen – alles Daten, die sich auf dem Papier vielleicht super anhören, in der Praxis aber von wenig Belang sind. Und der neue A6 Avant ist dafür ein schönes Beispiel.

So erhält man für 3670 Euro Aufpreis im Vergleich zur A6 Limousine nämlich nicht nur ein dank der flach stehenden Heckscheibe überraschend gut aussehendes Heck, sondern auch 565 bis maximal 1680 Liter Kofferraumvolumen. Autoquartettspieler werden jetzt natürlich bemängeln, dass das auf den Liter haargenau so viel ist wie auch schon sein Vorgänger zu bieten hatte. Die Kunst bestand aber darin, die Kapazität trotz des hübscheren Hinterns beizubehalten. Dies gelang dank drei Zentimeter mehr Höhe und eines kräftig gewachsenen Radstands.

So klotzt das Gepäckabteil des großen Ringkämpfers mit einer Innenbreite von über einem Meter, und wer die Rücksitze umklappt, kann sogar knapp zwei Meter lange Gegenstände transportieren. Das heißt also: In der Praxis ist der Avant deutlich nutzbarer geworden, kann sogar Euro-Paletten fassen – und eine automatisch öffnende und schließende Heckklappe ist sogar serienmäßig an Bord. Obendrein gab es für die Hinterbänkler auch noch etwas mehr Knie- und Kopffreiheit.

Technisch vertraut der Avant auf die Errungenschaften des A8, glänzt dank zwei übereinander liegender Touchscreens mit tadelloser Ergonomie und einer Verarbeitungsqualität, die nahe an der Perfektion liegt. Die Übersicht ist trotz der flachen Fensterflächen tadellos, und wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich zudem eine 360-Grad-Kamera bestellen. Anhängerfahrer profitieren hingegen von einem Einparkassistenten für den Trailerbetrieb.

Und weil wir schon bei Zahlenspielen sind: Auch die reinen PS sagen nichts aus, wie gut sich ein Auto fahren lässt. Natürlich sind die V6-Diesel bärige Begleiter, bügeln mit ihren über 600 Newtonmetern Drehmoment Steigungen gerade und legen auch bei höherem Tempo eine erstaunliche Souveränität an den Tag. Beeindruckend, keine Frage, doch als Geheimtipp entpuppte sich ausgerechnet der neue Einstiegs-Selbstzünder.

Der 40 TDI mit zwei Litern Hubraum, vier Zylindern und 204 PS ist ein quirliger Geselle, hängt spontan am Gas und zeigt sich sogar noch besser gedämmt als seine großen Kollegen. Zudem sorgt der Verzicht auf Allradantrieb und der Einsatz eines Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes im Vergleich zur Achtgang-Automatik für einen Gewichtsverlust von 160 Kilogramm, was man natürlich in jeder Kurve bemerkt. Für Österreichische Steuerzahler ist die gebotene Leistung natürlich immer noch ein ganz schöner Brocken, doch wer einen schwächeren A6 fahren möchte, muss sich noch bis 2019 gedulden – dann folgt eine Version mit rund 150 PS.

Und Benziner? Die V6-Versionen bietet der Importeur bei uns gar nicht erst an. Im Oktober folgt aber der 40 TFSI mit 244 PS, die aus dem Zweiliter-Vierzylinder mit Turboaufladung, den wir aus dem Golf GTI schon gut kennen, gewonnen werden. Doch zugegeben: Bei einem bisherigen Diesel-Anteil von über 90 Prozent wird dieser A6 Avant wohl ein seltener Anblick sein. Doch zumindest am Stammtisch gibt er eine gute Figur ab.

Mehr zum Thema