So ein zähflüssiges Vorankommen in der Grazer Elisabethstraße hat auch sein Gutes. Da fällt einem in aller Ruhe erst so richtig auf, was sich dort abspielt: Die riesigen Platanen häuten sich gleichsam und verstreuen großflächig ihre Rinde. Nicht nur die Gehsteige sind mit den Fetzen der Riesen förmlich übersät, auch in Vorgärten liegen massenweise Holzkringel. Eh klar, die Bäume verkraften die laufende Großbaustelle in der Elisabethstraße nicht, stimmt's?

Weil sich aber kurz danach im Stadtpark dasselbe Bild zeigt und längst auch aus Grazer Umlandgemeinden von Baumfetzen in Haufen berichtet wird, fällt diese eng gefasste Vermutung weg. Also ist es doch der Klimawandel?

Die richtige Antwort liefert Robert Wiener, Leiter der städtischen Grünraumabteilung – und sie wächst sich zu einer Überraschung aus: Das aktuelle Szenario habe nichts mit einer Erkrankung der Platanen zu tun. „Im Gegenteil, das ist ein sehr positives Zeichen“, freut sich Wiener. „Generell ist es so, dass die Platanen zunächst alle Kraft darauf verwenden, um in die Länge zu wachsen. Wenn sie wohlauf sind und noch genügend Kraft haben, dann geht's anschließend ins sogenannte Dickenwachstum, dabei häuten sie sich wie Schlangen. Und das passiert gerade bei uns.“ Dass es unseren Baumriesen momentan also offenbar recht gut geht, führt Wiener auf die „passenden, feuchtwarmen Wetterbedingungen“ im Vorjahr und auch heuer zurück.

Elisabethstraße: Gehsteige und Vorgärten sind bedeckt
Elisabethstraße: Gehsteige und Vorgärten sind bedeckt © Saria

Entwarnung schon vor Jahren

Schon im Jahr 2020 konnte ein Experte quasi Entwarnung geben. Macht den Rosskastanien bekanntermaßen die Miniermotte ständig zu schaffen, ist es bei den Platanen entweder ein Pilzbefall oder die Netzwanze. Doch nach einer genauen Inspektion der Allee in der Elisabethstraße meinte der Experte: Auch wenn einzelne Platanen entnommen werden müssen – „die meisten können hier noch Jahrzehnte stehen“.