Herr Straka, Sie wurden als Vertreter Europas in das dreiköpfige „Board of Directors“, das alle Entscheidungen der Vereinigung der professionellen Tennisspieler ATP trifft, gewählt. Wie kam es dazu?
HERWIG STRAKA: Ich war innerhalb der ATP bereits die letzten neun Jahre Mitglied des Tournament Council und habe mich schon vor drei Jahren für einen Platz im ATP-Board beworben. Damals hat es knapp nicht gereicht, diesmal schon. Das Council hat eine beratende Funktion, das Board trifft alle Entscheidungen. Ich wollte diesen nächsten Sprung machen, denn: Beraten ist gut, entscheiden ist besser.

Mit welchen Zielen gehen Sie an diese große Herausforderung heran?
STRAKA: Wir arbeiten daran, dass der Tennissport auch in Zukunft gesund dasteht. Es geht unter anderem darum, ein gutes Verhältnis zwischen dem Preisgeld und der Anzahl an Turnieren zu schaffen und beide Parteien wachsen zu lassen. Außerdem ist es unser Ziel, dass künftig noch mehr Spieler vom Tennis leben können. Daher wurde auf Turnierebene der ATP-Unterbau auch bereits umstrukturiert, künftig wird es statt der bisherigen rund 2000 auch nur noch 600 bis 700 professionelle Tennisspieler geben.

Der Ruf nach Veränderungen war im Tennis zuletzt immer wieder ein Thema, beim ATP-Next-Gen-Finale in Mailand wurden einige neue Formate getestet. Was davon könnten Sie sich für die Zukunft vorstellen?
STRAKA: Prinzipiell stellt sich die Frage, inwieweit man am bestehenden Format feilen muss, damit Tennis für den Konsumenten spannend bleibt. Oder ob es vielleicht bleiben soll, wie es ist. In Mailand haben mir vor allem technische Erneuerungen wie etwa die Shot Clock gefallen. Die wird es 2019 noch freiwillig und 2020 dann als fixen Bestandteil auf der gesamten Tour geben. Auch die elektronischen Linienrichter, wo nur noch das Hawk Eye die Entscheidungen fällt, finde ich interessant. Ebenso, wie das „No-let“-Experiment, wo es bei einem Netzaufschlag keine Wiederholung des Service mehr gibt. Ob es sinnvoll ist, Sätze künftig nur noch auf vier Games zu spielen, muss man sich hingegen noch genauer ansehen.

Wo sehen Sie aktuell die größte Baustelle?
STRAKA: Wohl auf der Turnierebene der ATP-250-Events – da stehen einige finanziell nicht gut da. Vor allem hinsichtlich Sponsoren und TV-Vermarktung ist das eine Herausforderung, weil eben vor allem die großen Turniere in der Auslage stehen.

Wie lässt sich Ihre neue Aufgabe mit Ihrer Tätigkeit als Direktor des Wiener Stadthallen-Turniers vereinbaren?
STRAKA: Natürlich habe ich als Board-Mitglied einen gewissen Informationsvorteil. Auf der anderen Seite kann es auf emotionaler Ebene zu einem Nachteil werden, weil ich teilweise auch gegen die Spieler, die ebenfalls im Board vertreten sind, entscheiden muss. Dies könnte sich negativ auf den Willen mancher Spieler, in Wien anzutreten, auswirken. Obwohl ich das nicht glaube.

Was war Ihr persönliches Empfinden nach Ihrer erfolgreichen Wahl?
STRAKA: Für mich ist es eine gewisse Genugtuung, wenn man das vom kleinen Graz aus schafft. Es war immer mein großes Ziel, das zu erreichen. Immerhin ist es der höchste Posten, den es innerhalb der ATP gibt. Natürlich hat sich dadurch auch mein Arbeitsaufwand erhöht. Ich muss zwar nicht unbedingt mehr reisen, doch dauern die Aufenthalte länger.

Apropos Graz – stimmt es, dass Sie planen, in der Landeshauptstadt wieder ein Challenger-Turnier veranstalten zu wollen?
STRAKA: Ja, wir haben nach dem Davis Cup in Graz extrem viel positive Resonanz erhalten – die Tennisbegeisterung in der Steiermark ist groß. Geplant ist ein Challenger der höchsten Kategorie, Spielort wäre wie beim Davis Cup das Messegelände. 2019 wäre als erstes Austragungsjahr theoretisch möglich, allerdings müssen noch einige Gespräche geführt werden.

Zu guter Letzt noch eine Frage abseits des Tennis: Sie sind auch Veranstalter des Golf-Turniers der European Tour in Atzenbrugg. Stimmt es, dass es das Turnier 2019 nicht mehr geben soll?
STRAKA: Dieses Gerücht kursiert, doch das war auch vor zwei Jahren so. Fakt ist, dass es keinen Hauptsponsor gibt und das Turnier an einem seidenen Faden hängt. Doch wir hoffen erneut auf eine Lösung mit der Tour. Das Turnier wird stattfinden.

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