360 Fußball-Minuten sind in der Europa League-Gruppenphase für den WAC noch zu spielen. In dieser Zeit kann vieles passieren. Und nach wie vor haben die Wolfsberger eine reele Chance, die K.O.-Phase zu erreichen. Es ist keine Hätti-Tätti-Wari-Diskussion, aber früh genug sollte man sich damit beschäftigen. Wo also bestreitet der WAC im Falle eines Aufstiegs tatsächlich das Heimspiel im Sechzehntel-Finale, das grob für Februar 2020 terminisiert wäre?

Das Kunstprojekt "ForForest" wäre längst vorüber und wohl auch alle Spuren eines Open-Air-Eishockeyspiels beseitigt. Geht es nach  Stadionbetreiber und Sportpark-Geschäftsführer Gert Unterköfler, wünscht er sich sehnlichst ein internationales WAC-Gastspiel in Klagenfurt. Und auch die Wölfe schwärmten stets über die Zusammenarbeit mit dem Sportpark. Alles in Butter also für die Rückkehr nach Klagenfurt? Mitnichten.

Denn das UEFA-Regulativ untersagt einen Stadionwechsel während einer laufenden Bewerbssaison. Ausdrücklich festgehalten in einem 112-seitigen Konvolut mit dem Titel "Regularien". Unter Kapitel III "Spielansetzung", Artikel 22.05 "Spielorte und Anstoßzeiten" steht:

"Grundsätzlich muss jeder Verein all seine Heimspiele im Wettbewerb am selben Spielort austragen. Ab der Gruppenphase kann der Spielort nur durch einen UEFA-Entscheid gewechselt werden. Ein Spielort ist entweder das Stadion des Heimvereins oder ein anderes Stadion in derselben oder einer anderen Stadt im betreffenden Verbandsgebiet. Ausnahmsweise kann die UEFA-Administration einen Spielort auf dem Gebiet eines anderen UEFA-Mitgliedsverbands akzeptieren, falls auf dem eigenen Gebiet kein geeigneter Spielort verfügbar ist. Grundsätzlich werden Spielorte nur zugelassen, wenn internationale Direktflüge und/oder Charterflüge im Land des betreffenden Vereins in zumutbarer Entfernung landen können. Alle Spielorte müssen von der UEFA-Administration genehmigt werden."

Einzig und allein das erste "Grundsätzlich" lässt also die Klagenfurter hoffen. Der Hintergrund? Die UEFA kommissioniert jedes Stadion vor einer Europa League- bzw. Champions League-Saison. Das Grazer Stadion wurde als Heimstadion für den WAC erfasst. Für die UEFA spielt es keine Rolle, dass das eigentliche Heimstadion in Wolfsberg nicht für internationale Bewerbsspiele tauglich ist und die erste Ausweichstation (Klagenfurt) durch ein Kunstprojekt besetzt ist. Graz wurde also für die gesamte Europa League-Saison abgenommen, der WAC musste zusichern, dass das Stadion bis zum Halbfinale bespielbar wäre. Pressemann Daniel Rossmann bekräftig, dass der Klub dazu keinen Kommentar abgeben möchte.

Fakt ist jedoch, dass ein Umzug nach Klagenfurt wohl schwierig wäre. Schließlich produzierte die UEFA das gesamte Branding im Stadion extra für Graz. Für das Wörthersee-Stadion müsste also komplett neue Bandenwerbung etc. her. Man könne also vielleicht sogar um eine Ausnahmegenehmigung ansuchen, die Erfolgschancen wären wohl gering.

Allerdings stellt sich die Frage, ob der WAC im Falle eines Aufstiegs das Stadion tatsächlich wechseln möchte. "Never change a winning team" gilt ja explizit nicht nur für die Mannschaft.

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