Das Coronavirus hat der Fußball-Bundesliga einen Rekord-Werbewert beschert. Laut Analysen des Focus-Instituts erzielte die Saison 2019/20 im heimischen Oberhaus über alle Medien ein Plus von 25 Prozent im Vergleich zur Vorsaison. Grund dafür war den Marktforschern zufolge die Vorreiterrolle der Bundesliga mit "Geisterspielen" bis in den Juli, während andere Sportarten praktisch nicht stattfanden.

Nach den Monaten mit teilweise sehr strikten Einschränkungen im März, April und Mai sei die Sehnsucht nach positiv aufgeladener Berichterstattung enorm gewesen, erklärte Marcel Grell von Focus. Das konnte der Sport liefern, wobei in Österreich vorerst nur die Fußball-Bundesliga wieder den Spielbetrieb aufnahm. Die Folge: Die Werbewerte zogen im Juni, nach dem Bundesliga-Restart, kräftig an und machten die Einbrüche in den Monaten zuvor mehr als wett. Im Saisonvergleich resultierte dieser "Nachholeffekt" in einem kräftigen Plus.

Hoffnung auf eine "normale Saison"

Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer wollte diese Nachricht bei einem Medientermin aber nicht überbewertet wissen. Er würde sich sogar darüber freuen, "wenn wir nächstes Jahr vielleicht sinken, aber dadurch eine normale Saison hätten", meinte er am Mittwoch in Wien. Sein größter Wunsch sei, dass alle Partien in der am Freitag beginnenden neuen Spielzeit durchgeführt werden können, die Meisterschaft dazu bis zum Ende spannend bleibe. Außerdem würde er es begrüßen, wenn einige Vereine international wieder aufzeigen könnten.

Das bewährte Präventionskonzept der Bundesliga, laut Ebenbauer ein "lebendes Dokument", wurde im Vergleich zum Frühjahr in den meisten Punkten nur leicht adaptiert. Es kommt im Herbst allerdings zu einer zentralen Neuerung: Ab der ersten Runde dürfen wieder Zuschauer in die Bundesliga-Stadien, wobei die vollen Kapazitäten laut den behördlichen Vorgaben nicht genutzt werden können.

Interesse am Fußball generell etwas gesunken

Laut Zahlen des market-Instituts ist das Interesse am Fußball in den vergangenen Monaten generell etwas gesunken, vor allem bei den Jüngeren. Für Ebenbauer ist das verständlich, er verglich die Zeit der Geisterspiele mit einer Fernbeziehung: Man könne zwar eine Weile über technische Hilfsmittel in Kontakt bleiben, "nur ab und zu muss man sich dann wieder auch sehen, weil sonst macht die Beziehung irgendwann keinen Sinn mehr". Der Fußball brauche die Fans im Stadion.

Die vielleicht drängendste Frage in diesem Zusammenhang wirft die von der Regierung mit September eingeführte Corona-Ampel auf, weil sich dadurch die maximal zugelassenen Zuschauerzahlen lokal und kurzfristig reduzieren könnten. Noch ungeklärt ist etwa, wie schnell die Bundesliga-Klubs bei Umschalten der Ampel, was immer am Freitag kommuniziert werden soll, reagieren müssten. Soll heißen: Müssen quasi über Nacht, bei Spielen am Samstag oder Sonntag, geringere Zuschauermengen und andere Maßnahmen umgesetzt werden?

Davon geht die Bundesliga im Moment nicht aus, da die konkrete gesetzliche Regelung noch nicht vom Nationalrat beschlossen wurde. "Wir werden noch einmal an das Gesundheitsministerium herantreten, mit der Bitte um eine endgültige Klärung", erläuterte Ebenbauer. In puncto Auswärtsfans konnte der Wiener keine frohe Botschaft verkünden: Bis Jahresende wird es diese Möglichkeit in den Bundesliga-Stadien nicht geben - "und, wie ich befürchte, auch darüber hinaus".