Rekord-Kaiseradler Artemisia ist tot. Nachdem Artemisia in ihrem ersten Lebensjahr innerhalb Europas von Griechenland bis Frankreich flog, wurde sie nun mit Schussverletzungen schwerstverletzt in Zurndorf (Burgenland) aufgefunden und musste eingeschläfert werden. "Es ist traurig und blamabel, dass Artemisia auf ihrer langen Reise durch Europa von der Öffentlichkeit wohlwollend begleitet und ihr – kaum in der Heimat zurück – auf derart brutale Weise getötet wurde", so Matthias Schmidt von BirdLife Österreich. Die polizeilichen Ermittlungen in diesem Fall laufen.

Schwerstverletzt gefunden

Bereits am 5. Mai wurde Kaiseradler Artemisia in der Gemeinde Zurndorf im Nordburgenland schwerstverletzt aufgefunden und von Mitarbeitern des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel zu der von den "Vier Pfoten" geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (EGS) gebracht. Aufgrund der Schwere der Verletzungen musste Artemisia umgehend eingeschläfert werden. "Die Untersuchungen ergaben, dass der Vogel offensichtlich sitzend angeschossen wurde. Die Kugel durchschlug beide Beine und trennte diese nahezu ab. Offene Brüche und ein massiver Blutverlust waren die Folge", berichtet der Greifvogelforscher Matthias Schmidt. "Es blieb nichts anderes übrig, als die Kaiseradlerdame umgehend einzuschläfern und von ihren Qualen zu erlösen. Wir haben in den vergangenen Jahren viele grausame Fälle illegaler Greifvogelverfolgung erlebt, aber der Tod dieses Kaiseradlers ist besonders abstoßend und brutal!", so Schmidt.

Berüchtigtes Jagdrevier

Kaiseradler Artemisia wurde in einem Jagdrevier im Gemeindegebiet Zurndorf im Burgenland gefunden, aus dem in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrere Fälle illegaler Wildtierverfolgung gemeldet wurden. Die Abschüsse einer Rohrweihe, eines Mäusebussards sowie das Aufstellen illegaler Fallen wurden bereits zuvor bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Jedoch konnte bisher kein Täter ausgeforscht werden. "Unsere Erfahrung zeigt, dass die Tätergruppe zumeist einen jagdlichen Hintergrund aufweist", so Schmidt. Daher fordert die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich: Sämtliche Greifvögel Österreichs sollen zukünftig über die Naturschutzgesetzgebung erfasst werden und nicht über die Jagdgesetze! Nur so ist es möglich, illegale Verfolgungsfälle effizient zu bearbeiten und möglichen Verschleierungen vorzubeugen.

Unabhängige Organe gefordert

In Gebieten mit wiederholten Übergriffen soll die Behörde unabhängige Jagd- und Naturschutzorgane zur Vorbeugung einsetzen. Darüber hinaus braucht es Verbesserungen bei der Strafverfolgung sowie entsprechende Ressourcen für die Ermittlungsarbeit der Exekutive! "Dieser Fall zeigt erneut, dass illegale Verfolgung in Österreich ein massives Problem darstellt. Die konsequente Umsetzung und Einhaltung der Schutzbestimmungen ist für einen erfolgreichen Artenschutz unerlässlich", unterstreicht auch Christina Wolf-Petre vom WWF Österreich die Forderungen.

Mit einem GPS-Sender versehen

Kaiseradler Artemisia wurde am 27.6.2021 im Nordburgenland von BirdLife Österreich als eines von zwei Nestgeschwistern mit einem GPS-Sender versehen. Während der Geschwistervogel Johannes im Oktober 2021 mit einem Windrad kollidierte und starb, unternahm Artemisia eine besondere Reise, die sie über die nationalen Grenzen hinaus bekannt machte. "Dass sie die Wintermonate in Griechenland verbrachte, war schon bemerkenswert, da nur wenige unserer Kaiseradler so weit in den Süden fliegen", so Schmidt: "Zur Sensation wurde Artemisias Flug, als sie nach ihrer Rückkehr im März über Österreich hinausflog zu einer nie dagewesenen Europarundreise, die sie unter anderem nach Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich führte." Für Luxemburg war es der erste Nachweis eines Kaiseradlers überhaupt, für Holland und Belgien jeweils der Dritte.

"Auf ihrer langen Reise durch Europa wurde Artemisia von der Öffentlichkeit mit großem Interesse begleitet, aber kaum zurück in ihrer Heimat wurde sie auf derart brutale Weise umgebracht! Das ist traurig und blamabel", so Matthias Schmidt von BirdLife Österreich, "weil sich zeigt, dass illegale Greifvogelverfolgung in Österreich nach wie vor ein großes Thema ist."