Italiens rechte Regierungspartei Lega protestiert gegen die Installation des Schweizer Künstlers Christoph Büchel, der ab kommendem Donnerstag im Rahmen der Kunstbiennale Venedig (11. Mai bis 24. November) auf dem alten Industrie- und Werftgelände Arsenale das Wrack eines im April 2015 gesunkenen Flüchtlingsboots zeigt. Beim Kentern des Schiffes waren mindestens 700 Menschen ums Leben gekommen.

Das Wrack des im April 2015 vor der libyschen Küste gesunkenen Flüchtlingsschiffes wurde vom sizilianischen Hafen Augusta nach Venedig transportiert. Die Lega um Italiens Innenminister Matteo Salvini, die seit Juni in Italien regiert und einen strengen Kurs gegen illegale Einwanderung betreibt, betrachtet Büchels Installation als politische Provokation.

"Da Büchel Schweizer ist, sollte er das Wrack in die Schweiz bringen, damit man dort nachdenkt, wie man Wirtschaftsmigranten aufnimmt", kommentierte Roberto Ciambetti, Präsidenten der venezianischen Regionalrats und Mitglied der Lega laut der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Mittwochausgabe). Auch der Lega-Kandidat bei den EU-Parlamentswahlen und Spitzenpolitiker der Partei in der Region Venetien, Gianantonio Da Re, meinte, die Ausstellung des Wracks habe nichts mit Kunst und viel mit Politik zu tun.

Auch die mit der Lega regierende Fünf Sterne-Bewegung protestierte gegen die Installation. "Das Wrack sollte vor dem EU-Sitz in Brüssel ausgestellt werden. Denn die EU ist nicht in der Lage, eine einheitliche Politik zur Unterstützung Afrikas zu betreiben", so der Fünf Sterne Deputierte Federico D'Inca.

Anders sieht die Lage der Präsident der Biennale, Paolo Baratta. "Das Wrack regt die Menschen zum Nachdenken an und spricht das Gewissen an. Das ist eine Hauptaufgabe der Kunst", kommentierte Baratta.

20 Meter lang und 50 Tonnen schwer ist das große Fischerboot, das am 18. April 2015 nach dem Zusammenstoß mit einem portugiesischen Frachter, der auf ein Notrufsignal reagiert hatte, sank. Laut Zeugen befanden sich etwa 700 Menschen an Bord des vor der Küste Libyens gekenterten Schiffes, lediglich 28 von ihnen wurden gerettet. Es handelt sich um eine der dramatischsten Flüchtlingstragödien im Mittelmeer. Die italienische Marine barg das Wrack im Juni 2016 in einer Tiefe von 370 Meter aus libyschen Gewässern. Darin wurden hunderte Leichen entdeckt, darunter jene vieler Kinder und Frauen.

Das Schiff bei seiner Ankunft in Venedig
Das Schiff bei seiner Ankunft in Venedig © AP (Andrea Merola)

Christoph Büchel wollte die Aussagen der Lega-Politiker nicht kommentieren. Er ist an Polemik rund um seine Installationen gewöhnt. In Wien etwa löste er 2010 einen Skandal aus, weil er einen Swinger-Club in die Secession verlagerte. 2015 hatte er in Venedig die seit rund 40 Jahren in Privatbesitz befindliche Kirche Santa Maria della Misericordia im Stadtteil Cannaregio in eine Moschee umgewandelt, was für heftige Polemik gesorgt hatte.