Dass bildende Kunst zu großen musikalischen Werken inspirieren vermag, wissen wir spätestens seit Modest Mussorgskys Klavierzyklus „Bilder eine Ausstellung“. Auf den Spuren des großen Russen wandelten zuletzt auch Karlheinz Essl, Tanja Elisa Glinsner, Jakob Gruchmann-Bernau und Till Alexander Körber, die in der Tanzenberger Seminarkirche ihre gemeinsame Komposition „TAU“ zur Uraufführung brachten. Als Ausgangspunkt diente ihnen Valentin Omans „Piraner Kreuzweg“, den der 85-jährige Künstler unter dem Eindruck des Jugoslawien-Krieges geschaffen hatte.
Seit 2008 werden die 14 großformatigen Bildtafeln mit ihrem zentralen TAU-Motiv – Symbol des Umbruchs und der Vollendung – in der Kirche von Tanzenberg aufbewahrt, wo Valentin Oman bereits in den 1980ern den Chor gestaltet hatte: mit zwei übereinander gemalten Prozessionen von menschlichen Figuren, die einem goldenen Altar entgegen schreiten. Im Gegensatz zu diesem Werk ist der „Piraner Kreuzweg“ lediglich eine Leihgabe mit Ablaufdatum. Nachdem es der ehemalige Diözesanbischof Alois Schwarz abgelehnt hatte, den Zyklus dauerhaft für Tanzenberg zu sichern, erwarb ihn vor einigen Jahren die österreichische Privatsammlung „zeitfrei“. Sie wird die 14 Acryl-Gemälde in einem neu geplanten Museum für zeitgenössische Kunst unterbringen.

Blick in die Tanzenberger Kirche mit Bildern des "Piraner Kreuzwegs" in den Seitenschiffen
Blick in die Tanzenberger Kirche mit Bildern des "Piraner Kreuzwegs" in den Seitenschiffen © Weichselbraun

CD und Filmmitschnitt

Dauerhaft bewahrt wurde jedenfalls die von einem sechsköpfigen Ensemble absolvierte Uraufführung, der neben Valentin Oman auch Landeshauptmann Peter Kaiser und Diözesanbischof Josef Marketz beiwohnten. Die Komposition, die auf Initiative der Flötistin Elisabeth Möst zustande kam, soll schon bald auf CD erscheinen. Ein filmischer Mitschnitt des Konzertes wird demnächst von Karlheinz Essl auf YouTube veröffentlicht. Für den 61-jährigen Wiener Musikprofessor war das gemeinschaftliche Komponieren ein ganz besonderes Erlebnis, das sich in Zeiten der Pandemie durchaus zur Nachahmung empfiehlt: „In Phasen des Umbruchs ist unsere Kreativität gefordert wie nie zuvor. Denn die Zeit des heroischen Einzelkampfes ist vorbei. Stattdessen sind Kooperationen gefordert, die von Offenheit und einem respektvollen Umgang miteinander geprägt sind“.

Das sechsköpfige Ensemble bei der Uraufführung von "TAU" in Tanzenberg
Das sechsköpfige Ensemble bei der Uraufführung von "TAU" in Tanzenberg © Landespressedienst Kärnten