Eine der größten Hochburgen der SPÖ erstrahlt nach der Wahl bereits zum zweiten Mal nicht in Rot. 2019 mussten die Sozialdemokraten die Stadt Villach bei der Nationalratswahl erstmals abgeben, damals an die ÖVP. Dieses Mal konnte die FPÖ auch in der zweitgrößten Stadt Kärntens am meisten Wähler überzeugen und sichert sich nach dem vorläufigen Ergebnis 36,93 Prozent der Wählerstimmen. Das ist ein Plus von 19,10 Prozentpunkten.

„Ich freue mich sehr und ein großes Danke der Villacher Bevölkerung. Es waren schon die Themen Migration und Heimat, die entscheidend waren. Wir wollen unsere Bevölkerung in den Vordergrund stellen“, sagt Stadtparteiobmann Erwin Baumann. Auch im Umland kann sich die Partei in ihrem Kurs bestätigt sehen: In allen Gemeinden bis auf Feistritz/Gail konnte die FPÖ am meisten Wähler überzeugen.

SPÖ abgeschlagen auf Platz zwei

Die SPÖ landet in Villach deutlich abgeschlagen mit 25,8 Prozent (minus 3 Prozentpunkte) auf Platz 2. Weder die Nationalratsabgeordnete Petra Oberrauner noch der Villacher Bürgermeister Günther Albel waren am Wahlabend für die Kleine Zeitung erreichbar.

Kein Grund für Jubel in der SPÖ-Parteizentrale in Klagenfurt
Kein Grund für Jubel in der SPÖ-Parteizentrale in Klagenfurt © Helmuth Weichselbraun

Weidingers Einzug ist unrealistisch

Die ÖVP stürzt um 13,25 Prozentpunkte ab und belegt mit 17,42 Prozent nur mehr den dritten Platz. Besonders groß ist die Enttäuschung beim Nationalratsabgeordneten Peter Weidinger (ÖVP), der den Wiedereinzug nicht mehr schaffen dürfte. Für diesen würde der 46-jährige Villacher nämlich 6000 Vorzugsstimmen benötigen. Ansich für Weidinger machbar, 2019 hat er mehr als 7200 Regionalvorzugsstimmen geholt. Weil jene der regionalen Wahlkreise nach einer Adaptierung innerhalb der Partei aber nicht mehr zählen, ist ein Einzug unrealistisch. „Ich habe alles gegeben und muss dieses Ergebnis nun zur Kenntnis nehmen“, sagt er am Wahlabend zerknirscht. Das Ergebnis hat er nicht, wie 2019, in der Parteizentrale in Klagenfurt, sondern in kleinster Runde in einem Café in Villach verfolgt. Keine Reaktion auf seine schlechte Reihung auf der Wahlliste durch Parteiobmann Landeshauptmannstellvertreter Martin Gruber, wie er sagt: „Ich bin Villacher und mir ist es ein Anliegen, mit den Menschen, die Karl Nehammer unterstützt haben, hier in Villach zu sein“, sagt Weidinger.

In kleiner Runde wurden die ersten Hochrechnungen im ‚29er‘ in Villach zur Kenntnis genommen
In kleiner Runde wurden die ersten Hochrechnungen im ‚29er‘ in Villach zur Kenntnis genommen © KLZ/Scharf

Videostatement:

Grüne stürzen ab

Auf Platz 4 landen in Villach die Neos mit 8,6 Prozent (plus 0,86 Prozentpunkten), auf Platz 5 die Grünen mit 5,77 Prozent. Sie schreiben ein Minus von 5,56 Prozentpunkten.

Rückblick auf 2019: Villach erstmals türkis

Bei der Nationalratswahl 2019 wählten in Villach 70,1 Prozent der Wahlberechtigten. Großer Verlierer der Wahl war dem damaligen Trend gemäß nach der Ibiza-Affäre die FPÖ mit minus 12,8 Prozentpunkten. Die ÖVP gewann 7,9 Prozentpunkte dazu und wurde mit 30,7 Prozent stimmenstärkste Partei in der Stadt. Villach wurde erstmals von rot in türkis umgefärbt. Die Sozialdemokraten verloren in der Stadt 3,6 Prozentpunkte und konnten mit 28,8 Prozent nur mehr Platz 2 sicherstellen. Auch zu den großen Gewinnern zählten die Grünen mit plus 8,6 Prozentpunkten und 11,3 Prozent der Wählerstimmen. Die Neos erreichten in Villach 7,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt vorläufig bei 72,4 Prozent.