Zumindest in einem waren sich die Sozialpartner heuer von Beginn an einig: Die Herbstlohnrunden werden hart wie selten zuvor. Die Kombination aus sehr hoher Inflation und Wirtschaftseinbruch sorgte in vielen Branchen für konfliktreiche Verhandlungen. Mittlerweile gibt es in zahlreichen Bereichen Kollektivvertragsabschlüsse – kurz vor dem Jahreswechsel konnte nun auch eine Einigung für die 430.000 Handelsangestellten erzielt werden. Wo die Löhne bzw. Gehälter nun am stärksten zulegen. Ein Überblick.
Die Gehälter im öffentlichen Dienst steigen mit 1. Jänner um 9,15 Prozent, mindestens aber um 192 Euro. Bei den niedrigsten Einkommen bedeutet das demzufolge eine Erhöhung um 9,71 Prozent. Die Zulagen und Vergütungen werden ebenfalls um 9,15 Prozent erhöht. Direkt betroffen sind 227.799 Personen, indirekt betroffen sind die 317.273 Bediensteten der Länder und Gemeinden, die den Bundesabschluss vielfach übernehmen.
Die Beschäftigten in der Metalltechnischen Industrie erwartet eine durchschnittliche Erhöhung der Löhne und Gehälter um brutto 8,6 Prozent. Durch eine Staffelung bekommen die unteren Einkommensbezieher 10 Prozent mehr. Die Einigung gilt für zwei Jahre, wobei im zweiten Jahr 1 Prozent auf die rollierende Inflation draufgeschlagen wird. Bis zu einem Bruttoeinkommen von knapp 4200 Euro gilt die Erhöhung von 10 Prozent, danach schmilzt sie ab. Bei knapp 8000 Euro sind es 5,5 Prozent brutto. Für personalintensive Unternehmen, die mit wirtschaftlichen Problemen kämpfen, gibt es eine Härtefallklausel. Auch die anderen Industrieverbände – Bergbau/Stahlindustrie, Nichteisen-Metallindustrie, Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen sowie die Gießereiindustrie und Fahrzeugindustrie – haben sich letztlich alle auf dem gleichen Niveau geeinigt: im Durchschnitt plus 8,6 Prozent, wobei die unteren Einkommensschichten 10 Prozent erhalten.
Die Pensionen steigen im kommenden Jahr um 9,7 Prozent. Einzig Menschen mit besonders hohen Pensionsbezügen ab 5850 Euro müssen sich mit einem Fixbetrag von immerhin 568 Euro im Monat begnügen. Erfüllt wird zudem der Wunsch der Seniorenvertreter, mit einer Schutzklausel einen drohenden Wertverlust für den kommenden Pensionsjahrgang zu verhindern.
Nachdem sich die Sozialpartner in der Metallindustrie Ende November nach harten Verhandlungsrunden – inklusive Streiks – auf einen Lohn- und Gehaltsabschluss einigen konnten, folgten in den vergangenen Wochen zahlreiche kleinere und größere Branchen. So erhöhen sich beispielsweise im Güterbeförderungsgewerbe die Mindestgehälter um 9,17 Prozent (jedoch aber mindestens um 165 Euro). Im Glasbläser- und Glasinstrumentenerzeugergewerbe steigen die Einkommen um 9 Prozent, in der Reinigungsbranche um 9,2 Prozent, bei der Diakonie Österreich sowie im Bewachungsgewerbe ebenfalls jeweils um 9,2 Prozent, bei der Raiffeisen Ware Austria um 8,7 Prozent und bei den Straßengesellschaften um 9,3 Prozent.
Auch die 98.000 Angestellten im Metallgewerbe steigen die Mindestgehälter um durchschnittlich 8,2 Prozent, die Ist-Gehälter werden um 7,8 Prozent erhöht. Für die Lehrlinge gibt es weiters noch ein Klimaticket. Wie schon in der Metallindustrie auch gilt der Abschluss für zwei Jahre, ab 1. Jänner 2025 wird die Erhöhung der Ist-Gehälter 0,5 Prozent betragen, berechnet nach der Inflation zwischen Oktober 2023 und September 2024. Die Mindestgehälter steigen 2025 um die VPI-Rate.
Bei Eisenbahnern wurde nachgebessert
Im Eisenbahnbereich haben die Sozialpartner kurz vor Weihnachten den zweijährigen, bis November 2024 gültigen Kollektivvertrag aufgrund der hohen Inflation nachgebessert. Geplant war, mit Februar 2024 die unteren Einkommen um einen Mindestbetrag von 190 Euro zu erhöhen. Diese Regelung wird nun vorgezogen und die Einstiegsgehälter werden rückwirkend per 1. Dezember 2023 angehoben. Der Mindestbetrag von 190 Euro ergibt in diesen Bereichen eine Lohnerhöhung um 9,7 Prozent, teilten WKÖ und vida mit. Ansonsten bleibt alles wie vor einem Jahr ausgemacht. „Im Dezember 2023 beginnt nun der zweite Teil des Abschlusses zu wirken. Als Grundlage dient die durchschnittliche Inflation der letzten zwölf Monate. Aufgrund dessen werden die KV- und Ist-Gehälter um mindestens 8,3 Prozent angehoben. Auch die Zulagen und Nebengebühren werden um 8,3 Prozent wertgesichert“, so die Sozialpartner in einer Aussendung.
Die Gehälter der über 50.000 nach dem Uni-Kollektivvertrag beschäftigten Universitätsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter steigen mit 1. Februar 2024 um 9,2 Prozent.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas erhalten im kommenden Jahr 9,2 Prozent mehr Gehalt. Darauf haben sich die Gewerkschaften GPA und vida sowie Arbeitgebervertreter vor Kurzem geeinigt. Der neue Kollektivvertrag gilt nicht nur für die Caritas, sondern für 41 gemeinnützige Organisationen, die in der Pflege, im Bildungsbereich, mit Menschen mit Behinderung oder mit Obdachlosen und Armutsbetroffenen arbeiten. Betroffen sind laut einer Aussendung vom Montag 17.700 Beschäftigte.
Teilweise schon deutlich vor den Metallern wurden u. a. in der privaten Sozialwirtschaft, im öffentlichen Dienst und bei den Brauereien, relativ friktionsfrei und geräuschlos, Abschlüsse erzielt.
Handel: Abschluss auf den letzten Drücker
Auch für die 430.000 österreichischen Handelsangestellten gibt es doch noch einen Kollektivvertragsabschluss im Jahr 2023. Nach sieben harten Verhandlungsrunden seit Ende Oktober, teilweise begleitet von Warnstreiks, einigten sich die Sozialpartner auf einen Gehaltsanstieg von durchschnittlich 8,43 Prozent. Die Gehälter steigen gestaffelt zwischen 8,3 und 9,2 Prozent, teilt die Gewerkschaft GPA mit.
„Mit dem Abschluss wurde das Mindestgehalt für Berufseinsteiger deutlich über 2000 Euro erhöht. Das neue Mindestgehalt für Berufseinsteiger liegt nun bei 2124 Euro“, wird betont. Der neue Kollektivvertrag für Handelsangestellte tritt mit 1. Jänner in Kraft.
In der IT-Branche gibt es unterdessen nach fünf Verhandlungsrunden noch immer keinen Abschluss. Hier wird erst im Jänner wieder verhandelt.