So kritisch wie seine Spieler wollte Joachim Löw nach dem durchwachsenen Jahresauftakt nicht sein. Dem 1:1 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Serbien konnte der Bundestrainer trotz altbekannter Defizite in der Defensive wie bei der Chancenverwertung sogar manche positive Seiten abgewinnen. "Die Mentalität der Mannschaft, die so noch nicht zusammengespielt hat, war sehr gut", sagte Löw.

Nach dem Remis am Mittwochabend in Wolfsburg ging der Blick beim verjüngten DFB-Team praktisch sofort Richtung Prestige-Duell gegen die Niederlande. Am Sonntag soll in Amsterdam der Start in die EM-Qualifikation gelingen. Eine Erkenntnis für Löw war, dass es ohne die erfahrenen Spieler in Holland kaum reichen wird. "Einen Toni Kroos und diese Kräfte brauchen wir dann schon", betonte Löw. Man könne außerdem davon ausgehen, dass Kapitän Manuel Neuer gegen "Oranje" im Tor stehen werde.

Es braucht eine andere Körpersprache

Torschütze Leon Goretzka (69.) und Marco Reus, in der zweiten Spielhälfte die Garanten für das Unentschieden, zeigten sich indes unzufrieden. "Ein Unentschieden gegen Serbien ist für uns zu wenig. In der zweiten Halbzeit haben wir mit mehr Tempo gespielt und viele Torchancen gehabt. Wir wissen, dass wir noch viel zu verbessern haben", sagte der Dortmunder Reus. In Amsterdam müsse man "eine andere Körpersprache auf dem Platz darlegen", forderte der 29-Jährige.

Gegen Serbien war zutage getreten, dass die Defensive um die Innenverteidiger Niklas Süle und Jonathan Tah Probleme hatte und mangelnde Effizienz des agilen Leroy Sane und des unglücklich agierenden Timo Werner fast zu einem Fehlstart ins neue Länderspiel-Jahr geführt hätten. Die Serben hätten nach der frühen Führung durch Frankfurts Torjäger Luka Jovic (12.) vor der Pause entscheidend nachlegen können. Deutschland hält nach dem enttäuschenden Aus bei der WM im Vorjahr nun bei nur zwei Siegen in sieben Länderspielen.

Der Kredit ist aufgebraucht

Dass das Publikum zur Pause pfiff, ansonsten aber wenig Begeisterung entfachte, war ebenfalls Thema. Die Bild-Zeitung schrieb vom "Stimmungstiefpunkt" in Wolfsburg. Die Süddeutsche Zeitung sah den Kredit, den die deutschen Fußballer durch den WM-Titel 2014 und die anschließenden guten Leistungen erarbeitet hatten, "jedenfalls aufgebraucht". Die Spieler selbst deuteten den Unmut der Fans unterschiedlich. Ilkay Gündogan ("Das hilft uns nicht") konnte es nur bedingt verstehen, Goretzka hatte Verständnis. "Es liegt an uns, die Pfiffe in Freude und Jubel zu verwandeln", meinte der Bayern-Profi.