"Hier wurde die Welt neu gedacht", fasste ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl die vielgestaltigen Aufbrüche der Wiener Moderne zusammen. Die Zeit von 1890 bis 1918 sei "einer der spannendsten und markantesten Zeitpunkte der österreichischen Kulturgeschichte", sagte ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner. Neben der Erinnerung an die 100. Todestage der prominenten Künstler Gustav Klimt, Egon Schiele, Otto Wagner und Kolo Moser, die alle innerhalb weniger Monate des Jahres 1918 verstarben, sei es ihr auch wichtig gewesen, im ORF-Schwerpunkt die vielen starken Frauen jener Zeit zu würdigen.

"Die gesamte Epoche der Jahrhundertwende war extrem frauenfeindlich", betonte Kunst- und Kulturvermittlerin Petra Unger im Gespräch mit Martin Traxl. So seien etwa an der Kunstakademie Frauen erst 1921 zugelassen worden und hätten davor nur Privatunterricht nehmen können. Unger kommt auch in der Dokumentation "Frauenbilder - Gegenbilder" zu Wort, die Barbara Weissenbeck gerade dreht. "Je mehr ich an diesem Film arbeite, umso mehr Schätze entdecke ich. Es ist eine Riesen-Verantwortung: Wen wähle ich aus?", sagte die Regisseurin. "Es ist toll, diese Frauen einmal ins Licht stellen zu dürfen."

Dabei wolle sie aber nicht nur bemerkenswerte Künstlerinnen wie Tina Blau, Broncia Koller-Pinell oder Olga Wisinger-Florian, sondern vor allem deren Werke zeigen. "Die kennt kein Mensch! Es wäre schön, da einen Anfang zu machen." Immerhin stammten weltweit nur an die fünf Prozent der ausgestellten Kunstwerke von Frauen. Eine spannende Neuentdeckung verspricht Teresa Feodorowna Ries zu werden - eine auch erotisch selbstbewusste Frau, die sich auf dem männlich dominierten Gebiet der Bildhauerei bewährte und 1896 mit ihrer Skulptur "Hexe bei der Toilette für die Walpurgisnacht" für einen Skandal sorgte.

Frauen kommen auch in Herbert Eisenschenks "Egon Schiele" zu Wort - Expertinnen wie Elisabeth Leopold oder Jane Kallir oder wichtige Gefährtinnen oder Lebenspartnerinnen wie Schieles Schwester Gerti, seine Frau Edith oder seine Freundin und Modell Wally Neuzil. Die drei Letzteren werden in Spielszenen von der Schauspielerin Anna Novak verkörpert. "Sie macht das großartig", versicherte Produzent Michael Cencig, der sich auch freute, dass ein Akademie-Professor seinen in Wien lebenden amerikanischen Kunststudenten Spencer Clark Levy für die Rolle des Egon Schiele empfohlen habe. Gedreht wurde in Wien, Paris, Tulln, Neulengbach und Krumau. Das Porträt wird im "kulturMontag" am 19. Februar um 23.15 Uhr auf ORF 2 gezeigt.

Mit faszinierenden Kamerafahrten, tollen Detailaufnahmen und überraschenden Tricks wartet Rudolf Klingohrs "Otto Wagner - Visionär der Moderne" (19. März, 23.15 Uhr, ORF 2) auf. "Wir helfen dem Zuschauer, aufmerksam durch die Stadt zu gehen und sie neu zu erleben", umriss Klingohr seine Intention, sich dem in der Stadt geradezu allgegenwärtigen Architekten, Stadtplaner und Designer aus neuer Perspektive anzunähern. Dabei wird u.a. gezeigt, wie die heute grün gestrichenen Stadtbahngeländer einst im Original ausgesehen haben (nämlich weiß), oder wie sich an der Fassade des Majolikahauses an der Wienzeile ein Blumenvorhang entfaltet. "Konsequenz und Unbeirrbarkeit" habe Otto Wagner ebenso ausgezeichnet wie "unglaublicher Optimismus und überragende Qualität", führte Andreas Nierhaus aus. Der Kurator bereitet gemeinsam mit Eva-Maria Orosz eine große Wagner-Ausstellung vor, die ab 15, März im Wien Museum zu sehen sein wird.