Brigitte Neumeister ist tot. Die vom Theater- wie Fernsehpublikum gleichermaßen geliebte Schauspielerin wurde 69 Jahre alt. Der Wiener Theaterstar, der spätestens als Hausmeisterin Frau Turecek im "Kaisermühlen-Blues" in ganz Österreich seine Fans hatte, wurde bereits am Freitag tot in seiner Wohnung gefunden. Neumeister sei "unerwartet eines natürlichen Todes" verstorben, hieß es am Montag von ihrer Agentur.

"Volksschauspielerin im besten Sinne"

Betroffen zeigte sich ob der Nachricht die Wiener Kulturpolitik. Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) würdigte die Verstorbene in seiner Reaktion als "Volksschauspielerin im besten Sinne". "Mit der ihr eigenen authentischen Ausdruckskraft spielte sie die Rollen so, wie die Menschen sind - unmittelbar, witzig, laut und doch zerbrechlich", so Mailath-Pokorny: "Brigitte Neumeister trug ihr Herz am richtigen Fleck, sie wird uns fehlen." Die Wiener ÖVP-Kultursprecherin Isabella Leeb ehrte Neumeister als "eines der schillerndsten, vielseitigsten und beliebtesten Originale der heimischen Darstellerriege."

Dieses Darstellerleben begann am 12. Jänner 1944 in Perchtoldsdorf bei Wien, wo Neumeister als Tochter eines Friseurs geboren wurde. Nach dem Selbstmord des Vaters zog sie 1952 zu den Großeltern nach Wien, wo sie in Hernals ihre Kindheit und Jugend verbrachte. In Wien studierte sie Schauspielkunst und Gesang, worauf ihr erstes Engagement sie 1964 jedoch ins Ausland, ans Staatstheater Saarbrücken, zog. Wenige Jahre später übersiedelte sie wieder in ihre Heimatstadt und gehörte dort von 1968 bis 1989 dem Ensemble des Theaters in der Josefstadt an. Dort reüssierte sie unter anderem als Mascha in Tschechows "Die Möwe", als Lucette in "Klotz am Bein" von Feydeau oder als Adele Natter in Schnitzlers "Das weite Land".

1989 wechselte sie ihr Stammhaus und an das Wiener Volkstheater, wo sie seit 1994 Ensemblemitglied war. Zu den größten Erfolgen dieser Zeit zählten die Mrs. Peachum in der "Dreigroschenoper" von Brecht/Weill und nicht zuletzt der Mephisto in Goethes "Faust" - eine Rolle, die sie als erste Frau im deutschsprachigen Raum verkörperte.

Die Hausmeisterin der Nation

Parallel dazu wagte sich Neumeister auch ins Fernsehen vor. So erlangte sie unter anderem als "Prostituierte vom Dienst" in zahlreichen Fernsehproduktionen von Fritz Eckhardt erste Bekanntheit. Der nationale Durchbruch gelang ihr dann aber nicht als leichtes Mädchen, sondern als Hausmeisterin und Schnitzelwirtin Leopoldine Turecek alias "Mausi-Maus" in der ORF-Serie "Kaisermühlen-Blues". Ein letzter Fernseherfolg gelang ihr mit der ORF-Serie "Die Lottosieger", wo sie an der Seite von Reinhard Nowak und Alexander Pschill die Oma Kriemhild der Gemeindebaufamilie Deschek spielte.

Neben ihrer Basis Wien und der Fernseharbeit gastierte Brigitte Neumeister auch auf den Bühnen des Carinthischen Sommer in Ossiach oder des Stadttheaters Klagenfurt. Außerordentlich erfolgreich waren Tourneen der Entertainerin mit literarischen und musikalischen Showprogrammen wie zur Kaffeehausliteratur in zahlreichen Ländern, darunter Israel und die USA. Und auch als Autorin war Neumeister kreativ tätig. Von ihr erschienen 1998 die Autobiografie "Rampenlicht Blues", 2000 "Professionisten Blues" sowie der Roman "Der Feueropal" (Seifert).

Für ihr breites Schaffen wurde Brigitte Neumeister ausgiebig gewürdigt. So war sie Trägerin des Goldenen Verdienstkreuzes, des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien sowie des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst und führte den Berufstitel "Professorin".