Handgeschnitzte Masken, zottelige Felle und schallende Glocken: Die Krampusse und Perchten machen sich bereit. In einem Monat, am 5. Dezember, begleiten sie den Heiligen Nikolaus wieder von Haus zu Haus. Wer nicht bis dahin warten mag, den laden die Krampusgruppen in Klagenfurt und Umgebung bereits Anfang November zu spektakulären Läufen ein.
Gerade nach der Corona-Pandemie ist das Interesse an den Läufen stark gestiegen. Immer mehr Zuschauer besuchen die höllischen Veranstaltungen, wie auch Stefanie Safran bestätigt. Sie ist die Obfrau der „Seen Teufel“, der einzigen Frauen-Krampusgruppe Kärntens. „Wir mussten uns den Platz in der heimischen Szene erst hart erkämpfen“, sagt Safran. Mittlerweile sind die 17 Mitglieder „Seen Teufel“ aber gern gesehene Teilnehmer bei den regionalen Krampusläufen und veranstalten auch dieses Jahr wieder ihr eigenes Krampustreiben samt Aftershow in Keutschach.
Allgemein erfreuen sich auch Krampuspartys und -diskos steigender Beliebtheit. Bei den Läufen selbst wird vermehrt auf Rauch,Feuer und Pyrotechnik gesetzt, um den Zuschauern ein beeindruckendes Szenario zu bieten. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auch hier weiterhin auf der Pflege der Tradition.
Mit der Moderne gehen, dem Brauchtum aber treu bleiben – das ist auch das Motto der Krampusgruppe „Kärntnerbluat“. Das Besondere an diesen „Kramperln“: Sie überlegen sich jedes Jahr ein neues Gruppenthema. So stattet Obmann Martin Lutz, der eine Lehre zum Tapezierer abschloss und nun davon profitiert, seine Gruppe alljährlich mit frischen Tierfellen aus. Bis zu 45 Stunden arbeitet er an einem einzigen Fell. Die passenden Masken werden, wie von vielen anderen Gruppen auch, bei österreichischen Maskenschnitzern zugekauft. Bei der Gestaltung der Masken haben die Läufer Mitspracherecht. So können sie sich etwa bestimmte Hörner oder Gesichtsausdrücke wünschen.
Die gesamte Krampusausrüstung, also Maske, Fell und Glockenbund, kann dabei bis zu 15 Kilogramm wiegen. Neben der Kreativität spielt auch die Qualität eine große Rolle, da die Masken bis zu 1200 Euro, Felle sogar bis zu 1500 Euro kosten. Dafür sind Echthaarfelle besonders pflegeleicht und lassen sich einfach lufttrocknen.
Mit steigenden Besucherzahlen wächst aber auch die Verantwortung der Veranstalter. Um einen reibungslosen Ablauf garantieren zu können, stehen sie während eines Krampuslaufes die ganze Zeit im regen Austausch mit Polizei, Feuerwehr und Rettung. Jeder Läufer wird zudem vorab registriert und nummeriert. Sperrgitter riegeln die Besucher zusätzlich von den Krampussen ab.
Trotzdem appellieren die Krampusgruppen auch ganz gezielt an das Publikum, ein respektvolles Miteinander zu ermöglichen. Denn auch die Attacken auf Krampusse nehmen zu, wie Patrick Mehsnarz zu berichten weiß. Er ist Obmann der „Rosentaler Schluchtenbartl“ und Veranstalter des Höllenevents in Feistritz. „Krampusse werden bei Läufen immer wieder an den Hörnern gefasst oder am Fell gerissen“, erzählt Mehsnarz. „Das ist extrem gefährlich. Die Läufer können das Gleichgewicht verlieren und sich ernsthaft verletzen.“
Die Vorfreude lassen sich die Läufer davon aber nicht nehmen. Die meisten Gruppen machen in der Saison von Anfang November bis Mitte Dezember durchschnittlich bei rund ein Dutzend Läufen mit und bieten auch Hausbesuche bei Familien an. Um den Nachwuchs müssen sich die meisten Gruppen keine Sorgen machen, wie die Verantwortlichen erklären.
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Mavie Michelitsch