Verwaiste Milka-Regale bei Filialen der Rewe-Gruppe (Billa, Billa Plus, Bipa, Penny) sorgen dieser Tage in Österreich für Irritationen bei der Kundschaft. Produktklassiker wie die 100-Gramm-Tafelschokolade von „Milka Alpenmilch“ wurden gar zur Mangelware. Auch die Bestände an Oreo und Tuc gingen merklich zurück. Allesamt Produktlinien, die vom US-Lebensmittelriesen Mondelez vertrieben werden. Dem Vernehmen nach dürfte es zu einem heftigen Preisstreit zwischen eben jenem Konzern und Rewe gekommen sein. Die Auswirkungen spüren auch Kundinnen und Kunden in Rewe-Märkten in Deutschland, wo der Streit bereits für Schlagzeilen sorgt.

Auf Anfrage der Kleinen Zeitung will sich Mondelez dazu nicht im Detail äußern. Die karge, aber doch vielsagende Antwort einer Sprecherin: „Ich bitte um Verständnis, dass wir uns grundsätzlich nicht öffentlich zu laufenden Gesprächen mit unseren Handelspartnern äußern.“

Preishoch bei Kakao

Bei Rewe Österreich zeigt man sich ein wenig auskunftsfreudiger: „Um unseren Kundinnen und Kunden den besten Preis bieten zu können, verhandeln wir ständig mit unseren Lieferanten, auch im Bereich Schokolade. Daher kann es aktuell punktuell zu Engpässen kommen, wir sind aber zuversichtlich und verhandeln weiter für eine gute Lösung im Sinne unserer Kundinnen und Kunden“, erklärt der Handelskonzern der Kleinen Zeitung. Mondelez wird dabei nicht namentlich genannt.

Leere Milka-Regale bei Billa
Leere Milka-Regale bei Billa © C. Steiner

Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass ein immer wieder aufkeimendes Thema zur Uneinigkeit führe: So soll Mondelez schlichtweg höhere Preise fordern, die Rewe nicht bereit ist zu zahlen. Hintergrund dürften die rasant steigenden Kakaopreise sein, die schön langsam auch bei den Herstellern ankommen. Der Rohstoff, immerhin gewichtigster Teil bei Schokolade, legte zuletzt eine regelrechte Preisrallye hin und kostet an der Börse selbst nach einem Kurssturz vor ein paar Tagen noch immer doppelt so viel wie zu Jahresbeginn.

Auseinandersetzung im Handel

Ähnliche Auseinandersetzungen wie zwischen Rewe und Mondelez waren im Handel in den letzten Jahren immer wieder zu beobachten. Im Oktober 2022 etwa stellte etwa der Konzern Mars großflächig die Lieferungen von Riegeln wie Snickers und Mars oder Tierfutter der Marken Pedigree oder Whiskas an Rewe ein. Auch damals waren Preisverhandlungen ins Stocken geraten. „Wir werden nicht zulassen, dass Kunden in Österreich deutlich mehr zahlen als in anderen Ländern“, hieß es von Rewe öffentlichkeitswirksam. Auch mit Kellogg’s oder Haribo hatte der deutsche Handelsriese immer wieder heiße Debatten ausgetragen, ähnlich übrigens wie andere Händler à la Edeka – in einem fast schon legendären einjährigen Streit ging es um die Preisgestaltung bei Coca-Cola – oder die Schweizer Coop.

Spar-Vorstandsmitglied Markus Kaser wetterte im August 2022 gegen „maßlos überzogene Preisforderungen“ der „Gierkonzerne“ in der Lebensmittelindustrie. Ins selbe Horn stieß im vorigen Sommer Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti: „Wir kämpfen wie die Löwen“, wenn man mit Giganten wie Unilever, Nestle und Co verhandle. „Die haben Umsatzrenditen von 15 Prozent und mehr, wir im Handel haben 0,5 bis 1,5 Prozent.“

In den letzten Monaten wurde aber meist Tauwetter vermeldet und Vorstände von Handelsfirmen sprachen öffentlich davon, dass die großen Markenhersteller zurzeit auf überbordende Preiserhöhungen verzichten würden. Nun scheint das Feuer neu entfacht.