Nicht etwa Red Bull Racing, Ferrari oder gar Mercedes sorgten im allerersten Training der neuen Formel-1-Saison für die erste Bestzeit der Saison. Am Ende der Premieren-Session hatte Daniel Ricciardo ein noch breiteres Lächeln als üblich aufgesetzt, auch wenn das kaum möglich ist. Im Racing Bull, oder Visa Cash App RB, wie das Zweitteam der Bullen seit diesem Jahr heißt, machte der Australier die beste Figur und stellte seinen Boliden durchaus überraschend an der Spitze des Feldes ab. Teamkollege Yuki Tsunoda rundete das Spitzenergebnis mit Platz vier ab, was die Frage aufkommen ließ, ob Red Bull Racing 2024 gar die Konkurrenz aus dem eigenen Bullenstall fürchten muss.

Die große Umfrage zum Start in die Formel-1-Saison

Die Antwort: wohl kaum. Zwar machte das Team des neuen Führungsduos Peter Bayer und Laurent Mekies über den Winter einen Riesenschritt, für ganz vorne wird es in den ersten Rennen aber wohl kaum reichen, hatten die Racing Bulls im Training den weichen und schnelleren Reifen aufgezogen. Im zweiten, viel aussagekräftigeren Training lag das Duo weit zurück. „Wir haben uns letztes Jahr enorm entwickelt und im Winter stand der Fokus auf der Abstimmung. Es hat sich wahnsinnig viel getan“, sagte Bayer. Nach Jahren der Autonomie im italienischen Faenza übersiedelte das Zweitteam von Red Bull nach England, um so eng wie regeltechnisch irgendwie möglich an das Einserteam angelehnt zu werden.

Ferrari zweitstärkste Kraft

Geht es um die Rolle des „Bullenjägers“, kommt man aber an einem Namen nicht vorbei: Ferrari. Der Scuderia aus Maranello gelang mit der Verpflichtung von Lewis Hamilton für 2025 am Fahrermarkt der große Coup und auch der neue SF-24 darf sich sehen lassen. Im Qualifying, der großen Stärke Ferraris, könnten die Italiener Red Bull von Beginn an fordern, vor allem mit einem Charles Leclerc in Topform.

Ob es im Rennen schon für das oberste Podium reicht, zeigt sich am Samstag. Zwar hat man den übermäßigen Reifenabbau einigermaßen in den Griff bekommen, auf den favorisierten RB20 dürften unter Rennbedingungen aber noch einige Zehntel fehlen. „Sie sind uns nähergekommen und im Qualifying vielleicht sogar ebenbürtig. In den Longruns sollten wir die Nase vorne haben“, meinte Motorsportberater Helmut Marko, der die Scuderia auch zum größten Konkurrenten erklärte.

Dahinter kämpft ein Trio mit Mercedes-Motor unter der Haube ebenfalls um die Podestplätze. McLaren, im Vorjahr noch vom Sorgenkind zum Überraschungsteam entwickelt, scheint zum Saisonstart noch die beste Figur zu machen. 2023 zum Auftakt noch am Ende des Feldes, hält die Aufbruchstimmung beim Rennstall von Lando Norris und Oscar Piastri an. Mit der Entwicklungsgeschwindigkeit der Vorsaison und einem der besten Fahrerduos ist der erste GP-Sieg seit Ricciardo 2021 in Monza nur eine Frage der Zeit. Auch mit Aston Martin und vor allem Fernando Alonso muss Max Verstappen im Rückspiegel rechnen. Eine spannende Saison steht den „Silberpfeilen“ von Toto Wolff bevor. Wie im Vorjahr scheint Mercedes auf einigen Strecken schnell zu sein, einzig die Konstanz könnte zum Problem werden. Die ersten beiden Plätze im zweiten Training machen aber Hoffnung und der siebenfache Weltmeister Hamilton will sich nach elf Jahren sicher nicht ohne Grand-Prix-Sieg aus Brackley verabschieden.