Die Frage

Meine Tochter (11) sucht derzeit ständig Streit mit meiner Frau und mir. Egal was wir tun, ständig kippt die Stimmung. Müssen wir uns Sorgen machen? Und was kann hinter diesem Verhalten stecken?

Die Antwort unserer Expertinnen und Experten

  • Denise Schiffrer-Barac, Kinder- und Jugendanwältin: Kinder definieren sich über Erfolgserlebnisse. Bleiben diese aus, kann ein Minderwertigkeitsgefühl entstehen. Kinder erleben in dieser Phase das Bedürfnis nach Bestätigung, sie möchten mit ihrem Tun als nützlich wahrgenommen werden. Das Gefühl, ständig anecken zu müssen, kann als Signal verstanden werden, Anerkennung zu erlangen. Erwachsene können Halt vermitteln, indem sie das Positive im Erleben mit dem Kind verstärkt rückmelden.

  • Johannes Achammer, Kinder-, Jugend- und Familienpsychologe: Wenn Kinder in diesem Alter sind, bekommen sie von ihren Eltern häufig zweideutige Botschaften. Einerseits appellieren Erwachsene bereits an die Selbstständigkeit der Kinder, anderseits geben sie strikte Regeln vor. Das sieht man an Beispielen wie dem Zusammenräumen des Kinderzimmers: Einerseits sollen Kinder das selbst managen, andererseits wird ihnen dann vorgegeben, wann und wie sie es erledigen sollen. Das kann für Verwirrung sorgen und Streit auslösen.

  • Manu Christl, Psychotherapeutin i.A.u.S., Lebens- und Sozialberaterin: Bei einem 11-jährigen Kind kann es sein, dass bereits der pubertäre Umbau im Gehirn stattfindet. Das kann sich auch im Verhalten von jungen Menschen niederschlagen. Zentral dabei ist, eine gute Verbindung zum Kind aufzubauen. Diese sollte möglichst auf Augenhöhe sein. Kommt es dennoch ständig zu Streit, der alle Familienmitglieder stark belastet, gibt es die Möglichkeit, gemeinsam zur Familienberatung zu gehen. Der erste Schritt sollte aber sein, beim Kind selbst nachzufragen, ob es Bedürfnisse oder Sorgen gibt, die es beschäftigen.