Ihr Steckenpferd, wie sie sagt, war immer die Paarberatung. „Je mehr gestritten wurde, desto mehr hat mich das herausgefordert“, sagt Gabriele Moser. Die 81-Jährige ist heute noch für die Lebensberatung der Caritas Kärnten tätig, ehrenamtlich an einem Tag in der Woche. Seit es die Lebensberatung gibt – nämlich seit 50 Jahren – ist die Klagenfurterin für Menschen in schwierigen Lebenslagen da.

Die allererste Beratungsstelle war am Domplatz in Klagenfurt angesiedelt. „Damals war es noch nicht üblich, über Probleme zu sprechen. Es hat alles langsam begonnen“, sagt das Gründungsmitglied, das damals hauptberuflich als Sozialarbeiterin beim Jugendamt tätig war. Hauptsächlich Frauen zwischen 30 und 50 Jahren haben Hilfe zu Themen wie Depression und Eheprobleme gesucht. „Anders als heute war Mobbing damals kein Thema“, sagt Moser, die in ihrer Freizeit gerne kocht und den Kontakt mit Menschen pflegt.

Zukunftsängste und Depression

Das Beratungsspektrum hat sich mit den Jahrzehnten vergrößert. So kamen unter anderem die Suchtberatung, die Elternberatung, die Telefonseelsorge oder die Männerberatung hinzu. Die Beratungsstellen sind kärntenweit auf sechs angewachsen. „Seit der Coronapandemie und dem Ukrainekrieg bemerken wir bei jungen Erwachsenen verstärkt Zukunftsängste und Depressionen“, sagt die Klagenfurterin Ursula Luschnig (57), Bereichsleiterin „Menschen in Krisen“. Heute würden auch mehr Männer die Initiative ergreifen. „Wenn es ein Paarproblem gibt“, konkretisiert Petra Eder (47), Stellenleiterin in Klagenfurt und fügt hinzu: „Männer suchen etwa Unterstützung, wenn sich das Paar auseinandergelebt hat, es keine Gesprächsbasis mehr gibt oder eine unterschiedliche Auffassung bei der Kindererziehung herrscht.“

44 Berater und Therapeutinnen haben im Vorjahr 6150 Menschen unterstützt, 22.614 Gespräche wurden geführt. „Der Bedarf ist da. Angesichts mangelnder Förderungen können wir aber nicht viel mehr anbieten“, sagt Luschnig, die als Ausgleich zur Arbeit gerne strickt, Konzerte und Theaterveranstaltungen besucht und sich viel bewegt. Trotz teilweise langer Wartezeit ergeht der Appell: „Nicht warten, sondern sich gleich melden“, sagt Eder. Die gebürtige Steirerin, Mutter eines Sohnes (10), zählt Kochen und Garteln zu ihren Hobbys. Luschnig ergänzt: „Oft sind es nur kurze Interventionen, bei denen eine Erklärung geliefert wird.“