Wo steht der Breitbandausbau in Österreich?
MARCUS GRAUSAM: Wir erreichen gut 50 Prozent der Haushalte mit ultraschnellem Breitband über 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Eine Grundversorgung mit 30 Mbit/s schaffen wir für 80 Prozent der Haushalte leitungsgebunden, Hybrid bis zu 96 Prozent. 80 Prozent der transportierten Daten sind Videos, großteils Streaming. Für einen Stream brauchen Sie vier bis zehn Mbit/s.
Österreich ist aber zweifellos Glasfaser-Nachzügler. 2018 waren 1,1 Prozent ans Glasfasernetz angeschlossen, EU-weit 14 Prozent.
Österreich hat seither aufgeholt. Wir können mit Glasfaser 5 Prozent der Haushalte erreichen. Unser Glasfasernetz umfasst 50.000 Kilometer. 90 Prozent der Gemeinden haben zumindest einen Glasfaserzugang.
Das Problem ist die „Last Mile“ – der Glasfaseranschluss möglichst vieler Haushalte und Firmen.
Da gibt es einen Technologiemix aus Funk, Kupfer und Glasfaser. Wir sind stark nachfrageorientiert: Im dicht verbauten Gebiet bauen wir Glasfaser bis ins Haus, im dünner verbauten Gebiet bis zu einer abgesetzten Schaltstelle, von der aus wir über Kupferleitung in die Haushalte gehen. In St. Kanzian erhalten so 2000 Haushalte eine Datengeschwindigkeit von 100 bis 300 Mbit/s. Das reicht ganz sicher fürs nächste Jahrzehnt.
Also ist Glasfaser kein Muss?
Ein flächendeckender Glasfaserausbau in Österreich kostet sieben bis acht Milliarden Euro und dauert ein oder zwei Jahrzehnte. So lange können viele nicht warten, daher gibt es gute Alternativen.
Sie sehen die umstrittene Technologiefrage recht pragmatisch.
Ja, denn den Kunden ist die Technologie relativ egal. Es ist eine Kostenfrage. Die 5G-Versorgung wird ohnehin in der Fläche benötigt. Glasfaser ist die Datenautobahn – und man baut keine Autobahnabfahrt bis zu jedem Haus. Auch im Breitbandnetz braucht man alternative Technologien, die jedes einzelne Haus versorgen.
Wie weit ist A1 mit dem Bau des 5G-Netzes? Eine 3,5-Gigahertz-Frequenz wurde ja ersteigert.
Wir dürfen sie ab 1. Jänner 2020 kommerziell nutzen. Wir bereiten uns vor und rüsten jetzt unsere Stationen um.
Alle Stationen?
Wir montieren neue Antennen im ersten Schritt auf bestehende Stationen. Wir starten das 5G-Netz in ausgewählten Gebieten am 1. Jänner 2020. Bis es eine flächendeckende 5G-Abdeckung gibt, wird es vier, bis fünf Jahre dauern.
Wo werden Sie starten?
Das verraten wir aus Gründen des Wettbewerbs erst kurz vorher. So viel: Wir starten in allen Bundesländern.
Was erwarten Sie sich von der nächsten Frequenzauktion?
Die findet im ersten oder zweiten Quartal statt. Frequenzen sind im Mobilfunkbereich immer ein rares Gut. Ich darf Ihnen aber nicht sagen, ob wir daran teilnehmen oder nicht.
Wie viel investiert A1?
Ein flächiger 5G-Ausbau kostet uns rund eine Milliarde Euro.
Es gibt viel Kritik an 5G. Nehmen Sie die Sorgen in der Bevölkerung ernst?
Es gibt Sorgen und Ängste, die nehmen wir ernst. Es sind viele Mythen im Umlauf, denen wir mit Fakten begegnen. Etwa, dass der verwendete Frequenzbereich nicht neu ist.
Aber Sie bekommen nicht alle Standorte, die Sie wünschen.
Ja, das war schon bei 3G-Ausbau so ähnlich. Wenn der Nutzen groß genug ist, wird man auch neue Antennen akzeptieren.
Fürchten Sie, dass Widerstände den 5G-Ausbau bremsen werden?
5G bringt so viel an Mehrwert, dass früher oder später der Nutzen überwiegen wird. Ich bin mir sicher, dass 5G keine Auswirkungen auf den Menschen hat – es gibt keine Studie, die das Gegenteil belegt.
Das aktuell am Markt erschienene iPhone ist gar nicht 5G-fähig.
Apple wird im ersten Quartal ein 5G-Handy bringen. Die ersten 5G-fähigen Handys sind schon am Markt und man wird im Weihnachtsgeschäft noch mehr solche Handys sehen.