Hätten Sie gewusst, dass man in Graz in gleich neun Lokalen Essen aus afrikanischen Ländern bekommt? Dass der Friseurbesuch für Afrikanerinnen eine äußerst haarige Sache ist, zwei Salons aber auf Afro-Haar spezialisiert sind? Und dass die mehr als zehn Glaubensgemeinschaften in der Stadt für viele Menschen in der afrikanischen Diaspora ein wichtiger Anknüpfungspunkt sind? Dass die meisten Afro-Grazerinnen und Grazer ihre Wurzeln in Nigeria, Ghana und vor allem Ägypten haben?

Es sei ein bisschen ausgeufert, lacht Kamdem Mou Poh á Hom vom Verein Chiala: Fast ein Jahr lang hat man an einer Neuauflage der AfriGraz Map aus dem Jahr 2016 gearbeitet, einer Karte, auf der afrikanische Geschäfte, Restaurants, Friseurläden und viel mehr verzeichnet waren. Herausgekommen ist ein 80 Seiten starkes Heftchen, das nun vorgestellt wurde: Die vielen Adressen sind ein wahrer Schatz für alle, die sich für afrikanisches Leben in Graz interessieren, aber sollen auch viele Anknüpfungspunkte für Menschen aus Afrika abbilden, die Anschluss in Graz suchen – dabei würden die Vereine wie Chiala, aber auch die elf im Heft verzeichneten Religionsgemeinschaften eine große Rolle spielen, weiß Mou Poh á Hom.

Seinen Verein Chiala gibt es seit mehr als 20 Jahren in der Stadt – am bekanntesten ist man für das Chiala Afrika Festival, die Literaturtage und das Afrika-Filmfestival, aber auch Deutschkurse und eine Führung durch Afrika-Graz.

Bitte nicht „Farbiger“, sondern „Person of Color“

Im Heft findet man neben vielen, vielen Adressen aber auch Kurzporträts von Grazerinnen und Grazern mit afrikanischen Wurzeln, die das gesellschaftliche Leben in Graz bereichern sowie Statistiken zur Herkunft, Wohnbezirken und Bevölkerungsentwicklung.

Und die letzten Seiten widmen sich unter dem Titel „Schon gewusst?“ Fragestellungen wie etwa die Fremdbezeichnungen, die oft gar nicht böse gemeint sind („Farbige“), aber von der anderen Seite als beleidigend empfunden werden können. Um es künftig besser machen zu können, findet man auch jene Bezeichnungen, die Menschen afrikanischer Herkunft lieber hören wollen – wie das bei der jungen Generation verbreitete „Person of Color“. Auch erfährt man, warum die Frage „Woher kommst du wirklich?“ problematisch sein kann.

Probleme mit Rassismus gebe es in Graz nach wie vor große, praktisch täglich gebe es Vorfälle, meinte Kamucote am Mittwoch bei der Präsentation der AfriGraz Map. Daran habe das Phänomen „Black Live Matters“ – im Juni 2020 gingen auch in Graz 10.000 Menschen gegen Rassismus auf die Straße – wenig geändert. „Es war ein großer Hype, doch ein halbes Jahr später ist es größtenteils verpufft“, sagt Kamucote. Zumindest seien aber in Graz einige Initiativen daraus entstanden.

Wo die neue AfriGraz Map erhältlich ist

Unterstützt wurde der neue Guide, „der wirklich eine umfassende Dokumentation geworden ist“, wie Integrationsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) lobt, vom Integrationsreferat. Erhältlich ist er kostenlos direkt beim Verein Chiala, demnächst soll er auch online als PDF abrufbar sein, in Kürze soll er auch bei verschiedenen Stellen in der Stadt aufliegen.

Kontakt: Verein Chiala Afrika
Griesplatz 13, 8020 Graz
0316 / 72 46 83 office@chiala.at
chiala.at