Lange Zeit hat Salzburg mit dem großen FC Bayern gut mitgehalten, aber am Ende steht mit 2:6 ein ernüchterndes Ergebnis in der Champions League zu Buche. 78 Minuten lang brachten die Mozartstädter den Titelverteidiger an den Rand einer Niederlage. Doch mit dem Tor von Jerome Boateng zum 2:3 fiel die Mannschaft von Trainer Jesse Marsch in sich zusammen und ging letztlich ergebnistechnisch unter.

Nach drei Spieltagen hält Österreichs Serienmeister bei gerade einmal einem Zähler. Dabei präsentierten sich die Salzburger weder gegen die Bayern noch zuvor gegen Lok Moskau und Atletico Madrid als unterlegene Mannschaft. Ganz im Gegenteil. Die Achillesferse bleibt die Defensive. Torhüter Cican Stankovic wirkt zu keiner Zeit wie ein sicherer Rückhalt. Obwohl er physisch alles mitbringen würde, die klare Nummer eins im österreichischen Nationalteam zu sein, verhindern ihn unentschuldbare Patzer und seine – milde ausgedrückt – ausbaufähige Körpersprache daran. Die Innenverteidiger Andre Ramalho, Maximilian Wöber und Jerome Onguene fallen im internationalen Vergleich im Gegensatz zur starken Offensivabteilung stark ab. Die Kombination aus fehlender Geschwindigkeit und Handlungsschnelligkeit sowie dem anfälligen Stankovic im Tor machen die Salzburger verwundbar. Schon im Vorjahr kassierte man 13 Gegentreffer in der Königsklasse, schoss aber immerhin 16 Tore.

Mangelnde Erfahrung

Ein wesentlicher Grund für das Lehrgeld, das die Bullen zahlen müssen, ist die mangelnde Erfahrung. Mit Boateng (78), David Alaba (84), Robert Lewandowski (92), Manuel Neuer (113) und Thomas Müller (118) gab es in Bayerns Startelf fünf Akteure, die alleine mehr Champions-League-Spiele bestritten haben als die gesamte Salzburg-Startformation (68). Der attraktive Spielstil mit dem unermüdlichen Drang nach Offensive mag national sämtliche Gegner zermürben. Im Konzert der europäischen Fußball-Beletage fehlt die Balance. „Defensiv lassen sie schon ganz viel Platz“, sagte etwa Thomas Müller erstaunt.

Auch die Umstellungen von Trainer Marsch wirkten sich in dieser Saison schon öfters zum Negativen aus. Am Ende ging die Luft aus, weil man sich auspowerte. Salzburg hat das Zeug, auch in der Champions League zu überraschen, aber muss lernen, dass es gerade hier nur auf das Resultat ankommt. Aber nach 90 – und nicht nach 75 Minuten.