"Das ist nicht echt, das ist nicht echt“, versucht sich der von JeremiasMeyer (23) gespielte Mark Zimmermann erfolglos zu überzeugen. Ein Teenager, der in der Schule für einige D-Mark Kasetten-Mixtapes verkauft und als 90er-Jahre-Jugendlicher noch keine Ahnung von den Weiten und Tiefen des Internets hat. Ein Außenseiter mit persönlichem Trauma: Vor zehn Jahren verschwand sein nerdiger Vater, seitdem wohnt er mit Bruder Thomas (Theo Trebs) und der chronisch überforderten Mutter allein.

Die Veränderung kommt mit dem 16. Geburtstag: Eine neue Mitschülerin (Lea Drinda) verdreht Mark den Kopf, und als Geburtstagspräsent gibt es mit der „Chronik“ das Eintrittstor in eine gefährliche, fantastische Parallelwelt, die vom „Greif“ unterjocht wird. Dieser hat im „Schwarzen Turm“ mit gehörnten Wesen ein Schreckensregime aufgebaut. Die erwartbare Konsequenz: Schritt für Schritt muss der cholerische Antiheld Mark sein Schicksal als Weltenwanderer erkennen und akzeptieren lernen.

Seine Stärken hat die Verfilmung des 1989 erschienenen Fantasyromans von Bestsellerautor Wolfgang Hohlbein in seiner 90er-Nostalgie („Nevermind, die beste Platte aller Zeiten“) und einer klassischen Coming-of-Age-Erzählung, die strauchelende Figuren in unklaren Beziehungen zeigt. Seine Schwächen offenbart die in Deutschland und auf Teneriffa gedrehte Serie in den düsteren Sequenzen im „Schwarzen Turm“, die – ästhetisch altbacken – wenig beeindrucken.

Jeremias Meyer und Lea Drinda, die für den Streamingdienst schon „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ drehten, erweisen sich als Idealbesetzung. „Mit Lea zu drehen, ist richtig gut. Das ist das dritte Projekt, in dem wir zusammenarbeiten, und wir sind gute Freunde geworden“, erzählt Meyer im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Neu war für den Münchner nicht nur Hohlbeins Fantasywelt: „Ich wusste nicht einmal, was ein Mixtape ist“, lässt er wissen. Und ein Telefonbuch? Noch nie benutzt.