Semester für Semester zahlen die Studierenden Geld an die ÖH, die Österreichische Hochschülerschaft. Zuletzt waren es 21,20 Euro. Im Wintersemester werden es 22,70 Euro sein. "Die Inflation ist aktuell sehr hoch. Laut Gesetz wird der Beitrag danach angepasst", sagt Stefan Wieser, Wirtschaftsreferent der ÖH Klagenfurt. Multipliziert man den Betrag mit der Anzahl der Studierenden, kommt eine beträchtliche Summe zusammen. "Rund 12.000 Studierende lernen und forschen an der Universität Klagenfurt", heißt es seitens der Hochschule. Aber das Geld, das an die einzelnen Hochschülerschaften eingezahlt wird, bleibt nicht unbedingt 1:1 dort. "Zuerst kommen alle ÖH-Beiträge nach Wien. Die Bundesvertretung teilt das Geld dann auf", sagt Wieser. Größere ÖH finanzieren so die kleineren. Die ÖH Klagenfurt liegt, verglichen mit den anderen, im Mittelfeld. Doch über wie viel Geld verfügt die ÖH Klagenfurt und wie wird es ausgegeben?

Die Summe des ÖH-Geldes in Klagenfurt betrug "heuer knapp über 300.000 Euro", so Wieser, der sich damit auf das Studienjahr 2022/2023 bezieht. Klar ist, dass am Ende des Budgetjahres wohl ein Minus von gut 40.000 Euro stehen wird. Zum einen standen größere Ausgaben an, wie die 25.000 Euro, die die ÖH dem Ukraine-Fonds der Universität beigesteuert hat. "Außerdem wollte man nach zwei Jahren Corona mit diversen Veranstaltungen und Projekten den Campus wieder beleben", sagt Wieser, der bereits seit Mai 2009 in seiner Funktion tätig ist. "Aber das Jahr ist noch nicht zu Ende", verweist Wieser darauf, dass es sich dabei um eine Schätzung handelt.

Ein Blick auf die vergangenen Jahrzehnte zeigt: Ein Minus gab es immer wieder. Im Jahr 2018/2019 betrug es etwa 16.000 Euro, 2004/2005 waren es –23.485,93 Euro und 2001/2002 gar –99.229,51 Euro. Wieser: "Damals gab es drei Wirtschaftsreferenten in einem Jahr, niemand hatte einen Überblick." Ausgeglichen wird ein Minus durch Rücklagen.

Ein Überblick der vergangenen Jahre
Ein Überblick der vergangenen Jahre © ÖH Klagenfurt

Skripten, gratis Kaffee, Partys und mehr

Aber zurück in die Gegenwart. 70 Cent des ÖH-Beitrags fallen für die Versicherung an: "Alle Studierenden sind auf der Uni, auf dem Weg zur und am Weg von der Uni für Schäden, die entstehen, versichert." Das restliche Geld wird aufgeteilt: 30 Prozent davon gehen an die Studienvertretungen. "Sie verwenden das Geld hauptsächlich für Exkursionen oder für kleinere Events", sagt Wieser. Ein Teil des Geldes geht auch an das ÖH-Servicecenter, wo vier Personen angestellt sind – zwei geringfügig und zwei halbtags. Dort kann man nicht nur Skripten für Lehrveranstaltungen kaufen, Mensabons abholen oder Masterarbeiten binden lassen, sondern seit Kurzem auch gratis Kaffee erstehen. Eine Antwort auf die Inflation, wie Wieser erklärt: "Die Preise in der Aula haben sich massiv erhöht, um 70 bis 100 Prozent, also von 50 Cent auf einen Euro bei kleinen Bechern und von einem Euro auf 1,70 Euro bei großen Bechern." Die Universitätsvertretung verfügt über die restlichen 70 Prozent des ÖH-Beitrags, also gut 210.000 Euro. 

"Das Vorsitzteam diskutiert den Einsatz des Budgets immer im Team und entscheidet schließlich gemeinsam über die Ausgaben", heißt es seitens der ÖH. Hauptverantwortlich sind immer die vorsitzende Person – aktuell ist das Julijana Stojaković – und das Wirtschaftsreferat: "Bei der Gebarung lauten unsere beiden Grundsätze: Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit." Generell werde Geld nur für Studierende bzw. Projekte, die Studierende im Fokus haben, verwendet und vor allem beim erstmaligen Veranstalten von Projekten oder der Zusammenarbeit mit neuen Kooperationspartnerinnen und Kommunikationspartnern wird zuerst in kleinem Rahmen finanziert, statt große Ausgaben zu tätigen, so die Auskunft.

Neue Kaffeemaschine

Erst im Februar wurde in der Universitätsvertretung die Anschaffung einer neuen Kaffeemaschine beschlossen. Der Beschluss war notwendig, da die Anschaffung und der laufende Betrieb des Geräts wohl mehr als 6000 Euro ausmachen wird. In Graz hatte die ÖH vor einigen Jahren mit dem Kauf einer "Luxuskaffeemaschine" um 6200 Euro für Schlagzeilen gesorgt. Das sei mit der Anschaffung in Klagenfurt aber nicht vergleichbar. "Die Maschine selbst hat 2200 Euro gekostet. Aber für den kostenlosen Kaffee, Zucker und Milch rechnen wir pro Monat zirka mit 1000 Euro", sagt Wieser, der darauf hinweist, dass das ÖH-Geld so eingesetzt werde, dass möglichst viele Studierenden davon profitieren. 

So wurde in der Vergangenheit etwa ein gratis Fahrradservice angeboten, was es auch heuer wieder geben soll. Ein großes Thema sind außerdem Veranstaltungen, die in der Regel für ein Minus sorgen. Das war nicht immer so, weiß Wieser: "Vor 15, 20 Jahren waren Uni-Partys ein deutliches Plus, da waren die Auflagen noch anders." Das ÖH-Sommerfest, das auch heuer im Juni wieder stattfinden soll, sorgte 2022 etwa für ein Minus von 10.718,71 Euro. Grund dafür seien laut Wieser nicht nur die Auflagen, sondern auch die günstigen Preise: "Alkoholfreie Getränke kosteten einen Euro, Bier und Spritzer drei. Das Geld kommt somit zu den Studierenden zurück." Durch die Inflation werden die Preise vermutlich heuer geringfügig steigen, so Wieser.

"Der Verlust bei Uni-Partys hängt einerseits damit zusammen, dass bei diesen der Eintritt für Studierende kostengünstig oder sogar kostenlos ist", sagt Stojaković. "Andererseits hängt er auch mit der Preispolitik bei den Getränken zusammen, gegenüber den üblichen Preisen in der Gastronomie sind diese bei ÖH-Partys bedeutend erschwinglicher." Die Partys seien fix im Budget einkalkuliert, dabei entstehen keine unerwarteten Kosten, so Stojaković.

Diskussion um Halloween-Party

Die Halloween-Party des vergangenen Jahres, die aufgrund des massiven Ansturms und der beschlagnahmten Waffen für Schlagzeilen gesorgt hat, hat der ÖH gut 5000 Euro gekostet, wie den Sitzungsprotokollen zu entnehmen ist. Das Geld ging an eine Veranstaltungsagentur, die die Party organisiert hatte und etwaige Einnahmen für sich behalten durfte. Nach zwei Jahren Pandemie hatte man sich personell nicht in der Lage gesehen, die Veranstaltung selbst zu planen, wie der damalige Vorsitzende Ferdinand Raunegger (AG) zu Protokoll gab. Das derzeitige Vorsitzteam würde die Organisation nicht auslagern, so Stojaković: "Da wir uns gerade am Ende der ÖH-Periode befinden und sich das Vorsitzteam ab Herbst anders zusammensetzen wird, können wir aktuell keine Aussagen dazu treffen, wie das in Zukunft gehandhabt werden wird."

Bleibt noch die Frage, wie viel der Vorsitz der ÖH verdient? Die Funktionsgebühr, die ausbezahlt wird, ist im Hochschulgesetz geregelt und misst sich mitunter an der Größe der Uni. In Klagenfurt bekommt der oder die Vorsitzende eine Funktionsgebühr von 350 Euro im Monat. Die Studienvertretungen bekommen 100 Euro pro Semester. Zuletzt hatte man bei manchen Studienrichtungen zunehmend Probleme damit, diese Ämter zu besetzen. Generell war die Beteiligung an den ÖH-Wahlen, die heuer wieder im Mai stattfinden, niedrig. Wer dieses Mal zur Wahl geht, wird laut Wieser mit Sechs-Euro-Gutscheinen für die Beachbar oder das ÖH-Sommerfest belohnt.