Bei einem Ihrer ersten Interviews als Marktreferentin haben Sie gesagt, Sie werden den Wiesenmarkt nicht so leben wie Ihr Vorgänger Rudi Egger. Haben Sie Ihre Meinung mittlerweile geändert?
Silvia Radaelli: Ich habe mich damals vielleicht etwas falsch ausgedrückt. Ich bin absolut glücklich mit dem Referat und identifiziere mich zu 100 Prozent mit dem Wiesenmarkt.

Nach der Absage 2021 ist heuer Ihr erster Markt. Was war die größte Herausforderung?
Ich will ein paar Dinge, die mir in den vergangenen Jahren aufgefallen sind, verändern. Und diese Veränderungen mit den bestehenden Strukturen zu verbinden, das war schon eine Herausforderung. Beispielsweise die Einrichtung der Einsatzzentrale in der Blumenhalle. Für viele war das ein Blödsinn. Aber die Einsatzkräfte brauchen gewisse Voraussetzungen, auch hinsichtlich der Tatsache, dass heuer noch mehr Gäste kommen werden.

Heuer findet der erste Umzug ohne Unternehmer statt. Wie waren die Reaktionen auf die Absage?
Es gab vereinzelt Kritik, aber für mich ist es wichtig, dass wir einen schönen Brauchtumsumzug haben. Natürlich sind auch Sportvereine und Feuerwehren mit dabei, aber im Vordergrund sollte das Brauchtum stehen. Ich will den Menschen einen schönen Umzug bieten, es muss nicht der größte oder längste Umzug Kärntens sein.

Der Umzug wird abgespeckt, auch große landwirtschaftliche Gerätschaften sind nicht mehr dabei. Wäre ein nächster möglicher Schritt, den Umzug in Zukunft wieder über den Hauptplatz zu führen?
Ich finde das eine sehr schöne Idee und habe vor Jahren auch schon mit meinem Vorgänger darüber geredet. Jetzt schauen wir uns an, wie den Menschen der geänderte Umzug heuer gefällt – die Verlegung der Route wäre ein möglicher Schritt.

Sollte das Wetter mitspielen, was kommt am Eröffnungswochenende auf St. Veit zu?
Wenn wir die Zahlen des letzten Wiesenmarktes anschauen und, ähnlich wie beim Bleiburger Wiesenmarkt, einen Zuwachs erwarten können, dann rechnen wir alleine am Eröffnungstag mit bis zu 70.000 Gästen. Wir hoffen und zählen darauf, dass die Besucher von außerhalb an den Stadteinfahrten parken, etwa am Draulandgelände, beim Friedhof oder beim Interspar, und nicht so nahe wie möglich an das Gelände heranfahren.

Wie werden sich die explodierenden Energiekosten auf den Wiesenmarkt auswirken?
Ich habe schon mit mehreren Gastwirten gesprochen. Einen Teil der Erhöhung werden sie selber übernehmen, einen Teil werden sie an die Gäste weitergeben müssen. Sie haben von einer Größenordnung von 10 bis 20 Cent pro Essen geredet. Die Preise werden sicher steigen, aber moderat.

Kann oder könnte die Stadt bei "zu hohen" Preisen für die Kunden eingreifen?
Das steht zwar in der Proklamation des Herolds, in der Realität ist das jedoch nicht möglich. Ich war aus diesem Grund bereits mit der Wettbewerbsbehörde konfrontiert.

Inwiefern?
Ich hatte in einem Interview mit der Kleinen Zeitung gesagt, das ich noch mit den Wirten reden würde. Ein Bürger hat mich daraufhin anonym bei der Wettbewerbsbehörde angezeigt, mit Verdacht auf illegale Preisabsprachen. Ich wollte bei den Wirten aber nur nachfragen, ob ich sie noch irgendwie unterstützen kann, aber das wurde mir offensichtlich falsch ausgelegt.

Wird es irgendwann einen durchgehenden Krämermarkt geben?
Heuer nicht, aber wir haben das zumindest für nächstes Jahr ins Auge gefasst.

Gibt es für das Jubiläumsjahr 2023, für den 660. Wiesenmarkt, besondere Pläne?
Wir haben schon ein paar Ideen, aber dazu kann ich noch nichts näheres sagen.

Ihr Vorgänger war jeden Tag auf der Wiesn. Wie oft wird man Sie dort antreffen?
An allen zehn Tagen. Zwar nicht von 9 Uhr bis zur Sperrstunde, aber ich bin sicher täglich auf der Wiesn.