Die Bank Austria wird in den kommenden drei Jahren das Filialnetz von knapp 200 auf 120 reduzieren. Die Schließungen betreffen vor allem Ballungsräume, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Gespräche mit dem Betriebsrat sollen zu einvernehmlichen Lösungen beim Personalabbau führen, die genaue Zahl des Stellenabbaus werde von den Reformfortschritten und Verhandlungen abhängen.
Das defizitäre Privatkundengeschäft muss in drei Jahren Gewinn liefern. Bis Anfang 2018 sollen die Kosten um 300 Millionen unter dem Wert von 2014 (1,6 Mrd.) liegen. Etwa 60 Prozent entfallen auf Personalkostenkürzungen. Zweistelligen Millionenbeträge im Jahr soll die Übersiedlung von 3.300 Mitarbeitern mit Altverträgen auf ASVG-Pensionen sparen.
Übertragung in ASVG-Pension
Die Übertragung von 3.300 der rund 9.000 inländischen Beschäftigten vom bisherigen spezifischen Pensionssystem der Bank Austria ins staatliche (ASVG-) Pensionssystem erfolgt per Anfang April 2016. "Es ist kein Kahlschlag. Wir sind in einem Rechtsstaat. Was vertraglich gesichert ist, gilt es abzulösen", sagte Bankchef Willibald Cernko. Betroffen sind hauptsächlich Dienstnehmer mit Verträgen aus der früheren Zentralsparkasse.
Niemand werde von seiner Pension etwas weggenommen, betonte die Bank. Fällige Abschlagszahlungen würden mittels Einmalzahlung erfolgen. Alles geschehe in bester sozialpartnerschaftlicher Manier. Für die "Ablöse" reichten die 2,1 Mrd. Euro, die für die 3.300 aktiven Mitarbeiter an Pensionsrückstellungen gebildet wurden. Mehr sei dafür nicht nötig.
Unkündbarkeit bleibt
Die Bankpensionen gelten als ein Schritt, um die "strukturelle Kostenbelastungen aus der Vergangenheit zu beseitigen". Damit erspare man der Bank künftige Kosten. Von Änderungen nicht berührt sind die Verträge der rund 6.800 bestehenden Pensionisten. Und unangetastet bleibt das Definitivum, also der Status der Unkündbarkeit von Inhabern von Altverträgen. 2001 hatte es die letzten Definitivstellungen gegeben. Die letzten Pensionierungen nach diesen Verträgen gibt es im Jahr 2042.
Zum neuen Pensionsschema ist die Bank mit den Betriebsräten schon einig. Eine Punktation zu einer neuen Betriebsvereinbarung ist unterfertigt. Cernko sprach am Dienstag von einer Neuaufstellung der Bank. Mit Quersubventionierungen sei es zu Ende. Anders als große Mitbewerber habe man dabei nicht den strategischen Nachteil einer Mehrstufigkeit. Die Zahl der Privatkundenfilialen wird von derzeit rund 190 auf 120 zurückgeschraubt. Trotzdem werde es kein Bundesland ohne Bank-Austria-Präsenz geben. Die meisten Filialen sind in Wien.
Ob die Zahl der Mitarbeiter im selben Verhältnis sinkt, wurde nicht gesagt. Das Ausmaß hänge vom Tempo der Umstrukturierung ab, und vom Ausbau der Onlinebanking-Schienen. "Wir verfolgen ein Kosten-Ertrags-Ziel, aber kein Köpfeziel", sagte Cernko heute bei einer Pressekonferenz in Wien. Es soll auch ohne betriebsbedingte Kündigungen abgehen, so wie in vergangenen Sparprogrammen.
Vorstand wird gestrafft
Gestrafft wird auch der Vorstand. Dazu gibt es aber erst später Details. Denn während die Bank ihr Filialgeschäft in Österreich behalten und selber sanieren darf, bleibt es beim Abzug der umfangreichen Osteuropabeteiligungen nach Mailand unter das direkte Dach der Mutter UniCredit. Von den für die Steuerung der Ost-Töchter in Wien beschäftigten Mitarbeitern will Cernko möglichst viele halten.
Eine bankinterne Restrukturierung des Privatkunden/Filialgeschäfts anstelle eines von UniCredit ebenfalls geprüften Verkaufs war die bevorzugte Variante der Wiener Mitarbeiter und Vorstände. Ob er im Verkaufsfall mit Rücktritt gedroht habe, wurde Cernko heute gefragt. "Da zählen Fakten. Ich habe da gar nichts zu drohen. Die Lösung, die wir gefunden haben, ist auch die Lösung, die die Kunden wollten. Der Vorschlag, der am Tisch liegt, ist der, den auch ich präferiert habe".