Die US-Börsen haben am Donnerstag mit Verlusten geschlossen. Nach kleinen Gewinnen im Handelsverlauf drehten die Märkte im Späthandel deutlich ins Minus. Der Dow Jones beendete den Tag mit einem Abschlag von 1,35 Prozent und 38.596,98 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 fiel um 1,23 Prozent auf 5.147,21 Zähler. Der technologielastige Nasdaq Composite büßte 1,40 Prozent auf 16.049,08 Punkte ein. Auslöser des Stimmungsumschwungs waren Aussagen des Fed-Mitglieds Neel Kashkari.
Dieser hatte sich zurückhaltend zu möglichen Zinssenkungen in diesem Jahr geäußert. „Wenn sich die Inflation weiterhin seitwärts bewegt, dann würde ich infrage stellen, ob wir diese Zinssenkungen überhaupt vornehmen müssen“, sagte Kashkari in einem Interview mit dem Finanzportal Pensions & Investments. „Die Wirtschaft hat im Moment viel Schwung.“ Die Finanzmärkte spekulierten zuletzt auf eine erste Senkung im Juni.
Er habe bei der Sitzung der US-Notenbank im März zwei Zinssenkungen im heurigen Jahr in Aussicht gestellt, aber wenn die Inflation weiter stagniere, könnte das auch hinfällig werden, sagte Kashkari. Er gehe davon aus, dass die Fed ihren Leitzins für einen längeren Zeitraum in der derzeitigen Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent halte, falls die Inflation weiterhin stärker als erhofft ausfallen sollte. Sollte das nicht funktionieren, seien weitere Zinserhöhungen „nicht vom Tisch, aber sie sind auch kein wahrscheinliches Szenario angesichts dessen, was wir jetzt wissen.“
Mit Spannung erwartet wird jetzt der am Freitag anstehende Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für März. Die am Donnerstag veröffentlichten Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe indizieren einen weiter robusten Arbeitsmarkt. Die Anträge haben in der Vorwoche zwar zugelegt, liegen aber weiter auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Der Fed-Banker Thomas Barkin sagte, die US-Notenbank habe „Zeit, bis sich die Wolken über der Inflation lichten“, bevor sie mit Zinssenkungen beginne. Die Inflationsdaten zu Beginn dieses Jahres seien „etwas weniger ermutigend“ gewesen. Obwohl dies auf wetter- oder saisonbedingte Probleme zurückzuführen sein könnte, „stellt sich die Frage, ob wir eine wirkliche Veränderung der Wirtschaftsaussichten sehen oder nur eine kleine Delle auf dem Weg.“ Er halte es daher für klug, „dass sich die Fed Zeit lässt“. Niemand wolle, dass die Inflation wieder steige. „Und angesichts eines starken Arbeitsmarktes haben wir Zeit, bis sich die Wolken verziehen, bevor wir mit dem Prozess der Zinssenkung beginnen.“ Barkin äußerte sich nicht dazu, wann er mit einer Zinssenkung rechnet. Er bleibe aber insgesamt „optimistisch, dass die Beibehaltung der etwas restriktiven Zinssätze die Inflation wieder auf das Zielniveau bringen kann“.
„Abhängig von den Daten“
Erst am Mittwoch hatte Fed-Chef Jerome Powell erklärt, die US-Notenbank werde sich weiter vorsichtig auf dem Weg zur Zinswende vortasten. Die Entscheidungen würden von Sitzung zu Sitzung und abhängig von den Daten getroffen, hatte er bei einer Veranstaltung der Universität Stanford gesagt. „Angesichts der Stärke der Wirtschaft und der bisherigen Fortschritte bei der Inflation haben wir die Zeit, uns bei unseren geldpolitischen Entscheidungen von den eingehenden Daten leiten zu lassen.“ Wenn sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen so entwickle wie erwartet, könne ein niedrigerer Leitzins im Laufe des Jahres angemessen sein.