Das Traum-Viertelfinale der US Open zwischen den Superstars Novak Djokovic und Roger Federer ist geplatzt. Der 37-jährige Schweizer, die Nummer zwei der Welt, verlor am Mittwoch kurz vor 01.00 Uhr früh (Ortszeit) völlig unerwartet im Achtelfinale gegen den Australier John Millman (ATP-55.). Millman siegte nach 3:34 Stunden mit 3:6,7:5,7:6(7),7:6(3).
Millman wird kommende Woche beim Davis Cup in Graz gegen Österreich antreten. Der 29-jährige Mann aus Brisbane präsentierte sich als Spieler mit enormem Kampfgeist, ähnlich wie zwei Nächte zuvor sein Landsmann, der 19-jährige Alex de Minaur, der Marin Cilic (CRO-7) an den Rande einer Niederlage gebracht hatte. Für Millman war es im elften Duell mit einem Top-Ten-Spieler der erste Sieg. Auch de Minaur kommt nach Graz. Setzen die beiden Australier ihre aktuelle Form in die Steiermark auf Sand um, werden es Dominic Thiem und Co. sehr schwer haben.
Zwei Satzbälle vergeben
Federer lag eigentlich schon auf Kurs 2:0-Satzführung, als er bei 6:3,5:4,40:15 zwei Satzbälle vorfand. Doch Millman gelang das Rebreak und das Momentum switchte zugunsten des Australiers. Federer wurde allerdings auch immer fehlerhafter, am Ende wies der 20-fache Grand-Slam-Sieger nicht weniger als 76 unerzwungene Fehler und zehn Doppelfehler auf. Nach einem Break zum 4:2 im vierten Satz, feuerte sich Federer mit einem "Kumm jetzt" an, ließ aber das sofortige Rebreak zu. Das zweite Tiebreak verpatzte Federer dann völlig.
"Ich habe so viel Respekt für Roger und alles, was er für den Sport getan hat. Er war ein Held für mich und heute hatte er definitiv nicht seinen besten Tag, aber wisst ihr, ich nehme es", sagte Millman im ausverkauften Arthur Ashe Stadium.
Und was sagte Federer? "Es hat nicht geklappt, das ist schade, aber das gehört dazu", meinte der 37-Jährige nach der unerwarteten und schweißtreibenden Pleite gegen die Nummer 55 der Welt. "Alles ist nass. Das Shirt ist nass, die Hand ist nass. Das macht alles noch schwieriger. An einem gewissen Punkt war ich froh, dass das Match vorüber war", sagte Federer, als er eine Stunde nach dem frühesten Aus im Big Apple seit fünf Jahren frisch geduscht im klimatisierten Inneren der Arthur-Ashe-Stadiums endlich wieder frei atmen konnte.
Und weiter: "Es war sehr heiß heute. Es war eine dieser Nächte, in denen ich glaubte, ich kriege keine Luft. Es gab überhaupt keine Zirkulation. Ich weiss nicht warum, aber ich hatte mit den Bedingungen zu kämpfen. Es ist eines der ersten Male, wo dies mir passiert. An manchen Tagen kann der Körper nicht damit fertig werden. John konnte besser damit umgehen, er stammt aus einem der feuchtesten Gebiete der Welt, Brisbane."
Djokovic ohne Probleme
Djokovic wird überrascht sein, sollte er früher zu Bett gegangen sein, dass sein nächster Gegner nicht Federer heißt. Der 31-jährige Serbe hatte bei neuerlich sehr heißen Bedingungen in der Tages-Session zumindest nicht in Sachen Spielverlauf zu schwitzen. 6:3,6:4,6:3 setzte sich der Wimbledonsieger gegen den Portugiesen Joao Sousa durch und schaffte seinen elften Viertelfinaleinzug in New York. Sousa durfte sich mit der Tatsache trösten, als erster Portugiese ein Grand-Slam-Achtelfinale erreicht zu haben.
Die Hitze verlangte dem "Djoker" einiges ab, so ging er im dritten Satz zu einem medizinischen Check vom Platz. "Ich bin nicht mehr 21, das war vor zehn Jahren. Ich fühle mich nicht alt, aber es gibt da eine kleine biologische Uhr", sagte Djokovic, der unter heißen Bedingungen immer besonders leidet.
Bereits zuvor hatten sich Ex-US-Open-Sieger Marin Cilic und Kei Nishikori ins Viertelfinale der US Open gespielt. Der als Nummer 7 gesetzte Kroate zeigte nach seinem anstrengenden Fünf-Satz-Sieg über den Australier Alex de Minaur vor zwei Tagen keine Ermüdungserscheinungen. Gegen den als Nummer zehn gesetzten Belgier David Goffin setzte er sich mit 7:6(6),6:2,6:4 ohne Satzverlust durch.
Angeschlagener Goffin
Gegen de Minaur hatte er einen 0:2-Satzrückstand erst nach 2 Uhr früh Ortszeit in einen Fünf-Satz-Sieg verwandelt. Zu Beginn sah es auch gegen Goffin nach einem langen Match aus. Goffin hatte nach einem Break schon 5:3 geführt und war nur zwei Punkte von der Satzführung entfernt. Cilic steigerte sich aber rechtzeitig und holte das vorentscheidende Tiebreak mit 8:6. Goffin hatte allerdings Probleme mit einer angeschlagenen Schulter.
"Das Rebreak zum 4:5 im ersten Satz war sehr wichtig", konstatierte Cilic. "Ende des ersten Satzes ist sein erster Aufschlag langsamer geworden." Cilic steht zum fünften Mal im Viertelfinale der US Open. Damit kommt es zur Neuauflage des US-Open-Finales 2014 gegen den als Nummer 21 gesetzten Japaner Kei Nishikori. Der Asiate beendete den Erfolgslauf von Philipp Kohlschreiber, der in der Runde davor seinen als Nummer 4 gesetzten Landsmann Alexander Zverev ausgeschaltet hatte. Nishikori siegte sicher mit 6:3,6:2,7:5. Nishikori führt in direkten Duellen mit 8:6.
Scharapowa gescheitert
Bei den Damen sind die Viertelfinal-Paarungen ebenfalls komplett. Für eine Überraschung sorgte Carla Suarez Navarro an ihrem 30. Geburtstag. Die Spanierin besiegte den russischen Star Maria Scharapowa sicher mit 6:4,6:3. Unter anderem mit ihrer einhändigen Rückhand bereitete sich die Nummer 30 des Turniers ihr Geburtsgeschenk selbst, mit Hilfe ihrer Gegnerin. Scharapowa erwischte mit 38 unerzwungenen Fehlern sowie acht Doppelfehlern auch einen schlechten Tag.
Suarez Navarro trifft nun auf Vorjahresfinalistin Madison Keys (USA-14). Keys steigerte sich im Achtelfinale und ließ Kerber-Bezwingerin Dominika Cibulkova (SVK) beim 6:1,6:3 keine Chance.
Davor hatte Naomi Osaka, die zuvor mit drei sehr glatten Siegen überzeugt hatte, erstmals einen Satz abgegeben. Die Japanerin besiegte Aryna Sabalenka aus Weißrussland 6:3,2:6,6:4. Mit Nishikori und Osaka zwei Japaner unter den letzten acht: Das hat es bei einem Grand-Slam-Turnier schon seit Wimbledon 1995 nicht mehr gegeben. Damals hatten dies Kimiko Date und Shuzo Matsuoka geschafft.
Osaka spielt nun gegen die ungesetzte Wozniacki-Bezwingerin Lesia Zurenko. Die Ukrainerin setzte sich im Duell der Ungesetzten gegen Marketa Vondrousova (CZE) knapp 6:7(3),7:5,6:2 durch.
Anlässlich des Jubiläums "50 Jahre US Open" wurden in Flushing Meadows alle Umbaumaßnahmen vollendet, darunter auch das neue Louis Armstrong Stadium: Das Resultat kann sich in Sachen Fan-Zustrom nach acht Turniertagen sehen lassen. Bisher kamen schon über 534.000 Zuschauer zu den US Open.