Julia Schrenk ist eine zierliche junge Frau. Ihre Jugend hat sie mit "typischen" Mädchenhobbies verbracht und ist geritten. "Ich habe auch ein eigenes Pony", sagt die 24-Jährige aus Berndorf in Niederösterreich. Am Sonntag steigt Schrenk auf ein "Stahlross", ihre Yamaha WR 450 und fährt beim Africa Race von Paris nach Dakar. Als erste Österreicherin und als jüngste Teilnehmerin überhaupt. "Das macht mich schon stolz", sagt Schrenk.

Fröhlich ist sie, immer ein Lächeln auf den Lippen, das lange blonde Haar hochgesteckt. Wenn sie von Dakar spricht, spürt man ihre Anspannung unter der mit Sponsoren vollgepflasterten dunkelblauen Softshell-Jacke. "Ich weiß ja nicht genau, was mich da erwartet." Das weiß dafür Christian Horwath, ihr Renn-Partner. Der gebürtige Lienzer ist Anwalt in Graz und mitschuld an Schrenks Dakar-Abenteuer. Per Casting hat sein Team "Elite-Racing" im Sommer eine "Rally Queen" gesucht, bei dem sich Schrenk unter 600 Damen aus Griechenland, Deutschland, Italien, England und Österreich durchgesetzt hat.

Dass Schrenk Motocross-Rennen fährt, hat da nur eine Nebenrolle gespielt. "Das Fahren macht nur 50 Prozent aus", sagt Horwath, der das Rennen schon dreimal durchgefahren ist. Die Psyche, sagt er, ist der Schlüssel zum Erfolg. "Du musst extrem belastbar sein in der Wüste." Das hat ihm an Julia beim Casting gefallen. Dort wurden die Teilnehmerinnen unter Stress gesetzt und Julia hat am besten reagiert.

Sand und Schmerzen

Danach ging es in Fitness-Studio zum Trainieren und nach Kroatien und Tunesien ins Trainingscamp. In Tunesien hat Schrenk erstmals Bekanntschaft mit den Dünen und der Tücke des Sands gemacht. "Dort musste ich die Maschine unzählige Male aus dem Sand ausgraben."

Zum Navigationstraining ging es nach Kroatien. Da kam ihr Horwaths Erfahrung sehr gelegen. "Ich bin nicht schnell, aber schnell beim Navigieren", sagt der 38-Jährige. Bei der vergangenen Auflage hatte er zum Beispiel Tobias Moretti und Gregor Bloeb im Schlepptau. "Die hatten es mit der Navigation nicht so", sagt Horwath und lacht.

Julia Schrenk lacht mit. Es vergeht ihr auch nur kurz, als ihr Renn-Partner davon erzählt, dass es ab dem dritten, vierten Tag nur noch mit Schmerztabletten gelingt, wieder in den Sattel zu steigen und 600 Kilometer oft mutterseelenallein durch die Landschaft zu fahren. Bei Minusgraden in der Früh und hochsommerlicher Hitze tagsüber. Mit Sand in den Stiefel und der Hose, der die Haut aufreibt, mit Schmerzen an Muskeln, "von denen du vorher nicht weißt, dass es sie gibt". Schrenk ist fokussiert, hat vor ihrem geistigen Auge nur Dakar. "Den See, an dem wir ankommen, den Zielbogen." Und ihre Freunde und Familie, die sie dort erwarten. Angst? Nein. Die haben nur die Omas. "Die würden am liebsten die Zeit durchschlafen, in der ich unterwegs bin", sagt Schrenk.

Kontrolle statt Vollgas

Dabei ist die Studentin, die einmal Sport, Englisch, und Philosophie unterrichten wird, kein "Benzinbruder", wie er im Buch steht. Sie spricht auch nicht von archaischer Herausforderung, vom letzten Abenteuer der Menschheit, wenn sie von dem Rennen spricht. Sondern nur von einer einmaligen Chance, bei der sie das Ziel erreichen will. Egal wie. Neben der Fitness und ihrem Talent auf zwei Rädern kommt ihr vor allem eines entgegen: "Ich will unbedingt ankommen und fahre daher nicht ständig am letzten Zacken." Das könnte ihr großer Vorteil sein. "Mein Freund Niki Kalina, der selbst Motocross fährt, möchte da nie mitfahren. Aus Selbstschutz, weil er sicher von Anfang alles zerreißen würde wollen", erzählt Schrenk.

Ihr Freund war es auch, der sie überhaupt erst zum Motocross gebracht hat. "Das war vor drei Jahren", erzählt Schrenk. Davor? "Bin ich nur Maxi-Rennen gefahren. Mit Stoppelreifen im Gelände", sagt Schrenk. "Und wenn ich zurück aus Dakar bin, möchte ich wieder so ein Rennen veranstalten." Den Führerschein hat sie übrigens erst gemacht, nachdem sie das Casting gewonnen hat. "Weil der ist Bedingung für die Teilnahme."