FIFA-Präsident Josef Blatter hat bei der Premiere des Camp Beckenbauer deutlicher denn je die Verlegung der WM 2022 in Katar in die Wintermonate gefordert. "Die WM soll ein Volksfest werden. Katar ist ein kleines Land. Aber wenn es ein Volksfest werden soll, kann man den Fußball nicht im Sommer spielen. Man kann die Stadien abkühlen, aber man kann nicht das ganze Land abkühlen", sagte der Chef des Fußball-Weltverbandes am Mittwoch in Going bei Kitzbühel.
"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg"
Welche Folgen eine solche Verlegung habe, sei etwas anderes. Für Blatter steht aber fest: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg." Der Schweizer verwies auf das Pflichtenheft der FIFA und darauf, dass die FIFA-Exekutive in der Lage sei, es entsprechend abzuändern. Bei der WM-Vergabe im Jahr 2010 habe man sich die Problematik "nicht richtig angeschaut". Auch Blatter gehörte lange zu den Skeptikern einer Verlegung in die Wintermonate.
"Wir müssen unsere Partner schützen, unsere Werbepartner, unsere Fernsehpartner. Wir müssen da sehr hart sein", betonte Blatter. Eine Verlegung hätte Auswirkung auf die Spielpläne in den europäischen Spitzenligen, die wohl für mindestens eine Saison auf den Jahresrhythmus umstellen müssten. "Jetzt haben wir noch Zeit genug. Ich werde das beim Exekutivkomitee zur Sprache bringen", sagte Blatter.
Der Chef des WM-Organisationskomitees, Hassan Al-Thawadi, bekräftigte zwar in einer Live-Videoschaltung, dass man sich um eine WM im Sommer beworben habe und verwies auf moderne Kühltechnologien. "Wenn es aber ein Wunsch der Fußball-Gemeinschaft gibt, mit der WM in den Winter zu gehen, sind wir offen."
Blatter hat in Tirol auch das Gastgeberland der kommenden WM 2014 in die Pflicht genommen. Nach den Massenprotesten in Brasilien während des Confed Cups hat der Schweizer vor einer Wiederholung der Demonstrationen im kommenden Sommer gewarnt. "Die Lehren müssen nicht wir ziehen aus den Unruhen in Brasilien. Die muss die Politik in Brasilien ziehen", betonte Blatter.
Brasilien als WM-Gastgeber geeignet?
Er stellte bei einer Wiederholung der Demonstrationen im kommenden Sommer sogar die Eignung Brasiliens als WM-Gastgeber infrage. "Wenn nächstes Jahr wieder so Unruhen sind, müssen wir vielleicht sagen, Brasilien war nicht der richtige Austragungsort", sagte der FIFA-Boss. Im vergangenen Monat war es während des WM-Testlaufs zu Massenprotesten im ganzen Land gegen Korruption und Misswirtschaft gekommen. Auch die Milliardeninvestitionen für die WM wurden dabei kritisiert.
Blatter meinte, dass die Güter in dem riesigen Land falsch verteilt würden. Dafür könne man "die FIFA aber nicht verantwortlich machen". Im September stehen für die FIFA erneute Gespräche mit Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff an.