Manchmal spielt das Leben schon verrückt. Jahrelang bestelle ich schon Biere von den interessantesten Mikro–brauereien der Welt, stets auf der Suche nach neuen Eindrücken am Gaumen. Und wo findet man letztendlich die spannendsten Kreationen? In der Heimat. Natürlich!

Vasja Golar hat der Steiermark mit „Bevog“ eine ihrer bemerkenswertesten Brauereien beschert. Der Slowene hat sich ein wahrhaft bieriges Denkmal gesetzt. Und das nicht in seinem Heimatland Slowenien, wo man ihm dieses Projekt mit allerhand bürokratischen Hürden sprichwörtlich verdorben hat. Er ließ sich dadurch nicht entmutigen und orientierte sich jenseits der Grenze neu.

Auf diese Weise kam Bad Radkersburg Anfang 2013 zu einer eigenen Craft-Beer-Brauerei. Seitdem hat Bevog eine beeindruckende Entwicklung hingelegt: Von ­einer ursprünglichen Kapazität von nicht ganz 1000 Hektoliter pro Jahr ausgehend, sind in der aktuellen Ausstattung und Größe der Brauerei – mit aktuell 14 Mitarbeitern – bis zu 7000 Hektoliter möglich.

Braut Biere mit mehr Seele: Vasja Golar
Braut Biere mit mehr Seele: Vasja Golar © Richard Großschädl


Zu diesen Produkten gehören neben Standardsorten wie einem Oatmeal Stout namens „Baja“ oder einem Pale Ale namens „Tak“ – dem Bevog-Bestseller – auch ausgefallenere, streng limitierte Biere. Zum einen jene der „Who-Cares“-­Reihe, die Golar als kreativen Spielplatz versteht. Und zum anderen – als Genussgipfel – jene aus der noch relativ neuen „Paperbag Series“.

Für diese Serie werden Biere zur Reifung in unterschiedlich vorbelegte Eichenfässer abgefüllt werden. „Die Rezepte für die Biere stammen alle von mir. Meist schwirren da so die verschiedensten Aromenkombinationen in meinem Kopf herum, manchmal sitzen wir aber auch im Team zusammen und überlegen uns, welche saisonellen Biere wir produzieren könnten“, erklärt Golar den Kreationsprozeß.

Weihnachtsbier steht dann etwa auf der Agenda. „Das nennen wir dann letztendlich natürlich nicht so, soll von den Aromen her aber in diese Zeit passen.“ Wie etwa das im November abgefüllte „Gute Nacht Porter“. Von Hand geröstete Kokosnuss, Kakaokernbruch und Bourbon Vanille geben dieser Kreation ihren Charakter. „In dieses Bier haben wir wirklich viel Zeit, Spitzenzutaten und Arbeit hineingesteckt.“ Ein sehr definiertes Porter, in dem man alle Produkte fein herausschmeckt, mit einem angenehmen kaffeeähnlichen Grundaroma und perfekt abgestimmtem ge–rösteten Malz. Extrem trinkbar!

Vasja Golar verdeutlicht: „Wichtig ist uns bei allen Bieren, die mit Zusatzaromen versehen werden, dass wir mit echten Produkten arbeiten, nicht mit Extrakten oder Geschmacksstoffen.“ Das bedeutet jedoch auch jede Menge zusätzliche Arbeit, da jedes Produkt individuelle Arbeitsschritte erfordert.

Drei Künstler arbeiten am abgefahrenen Artwork der Bierlabels. Zwei davon waren für die Biere des Kernsortiments verantwortlich. Da diese Arbeiten aber extrem zeitintensiv und aufwendig waren, wurde ein Designer engagiert, der alle Grafiken für die „Who cares“-Linie im simpleren Stil umsetzt. „Manchmal ist da nur ein Tag Zeit, um Labels für die saisonalen Biersorten zu kreieren“, schmunzelt Golar. Alle Motive stellen übrigens die charakterlichen Eigenschaften des Bieres dar. Golar erklärt den Grafikern dabei eigentlich nur, welche Eigenschaften das Bier haben wird, und aus diesen Beschreibungen formen diese dann die Figuren, die letztendlich von den Labels lachen.

Zu lachen hat heute auch Golar: Vom Nichts im Industriegebiet zu einer der populärsten Craft-Brauereien Österreichs. Mit dem aktuell wohl passendsten Bier zur dunkleren Jahreszeit: Na dann: Gute Nacht und Prost!