Der Streit in der italienischen Regierung über den Widerspruch zwischen Wahlversprechen und der Stabilität des Haushalts eskaliert. Am Samstag gelangten Sätze des Regierungssprechers an die Öffentlichkeit, in der er Mitarbeitern des Finanzressorts die Entlassung androhte, falls sie nicht die nötigen Mittel zur Umsetzung der Versprechen freigäben.

"Wenn sie uns am Ende sagen, wir können das Geld nicht auftreiben, dann werden wir uns 2019 darauf konzentrieren, alle diese Miststücke loszuwerden", heißt es in einer Tonband-Aufzeichnung von Regierungssprecher Rocco Casalino, der mit einem nicht genannten Journalisten sprach. "Eine Mega-Vendetta wird vorbereitet", sagte er demnach weiter. Das italienische Wort Vendetta bedeutet im engeren Sinn Blutrache. Die Opposition forderte Ministerpräsident Giuseppe Conte auf, Casalino sofort zu entlassen.

Italien bereitet derzeit die Haushaltsplanung für 2019 vor. Die Daten müssen bis Donnerstag an die EU-Kommission gemeldet werden, die das hochverschuldete Italien zur Haushaltsdisziplin mahnt. Allerdings hat die neue Regierung aus der populistischen 5-Sterne-Bewegung und der rechtsextremen Lega unter anderem ein Grundeinkommen für ärmere Italiener von bis zu 780 Euro monatlich versprochen.

Italiens Notenbank-Chef Ignazio Visco warnte vor einem wachsenden Haushaltsdefizit im kommenden Jahr. Wenn das Defizit steige, aber das strukturelle Wirtschaftswachstum nicht gleichzeitig ankurbelt werde, könnten sich die Schulden in eine nicht mehr tragbare Richtung entwickeln. Dann würde sich der Ausblick für die Staatsfinanzen weiter verschlechtern, die Zweifel der Investoren zunehmen und die Risikoprämie für Staatsanleihen steigen.

Vize-Ministerpräsident Luigi Di Maio von der populistischen 5-Sterne-Bewegung hatte dagegen am Freitag deutlich gemacht, die Regierung sehe kein Problem in einem steigenden Defizit im kommenden Jahr. Sie erwarte, dass der Fehlbetrag dann ab 2020 wieder sinken werde.

Die Fraktionssprecherin von 5-Sterne sagte, die Worte des Regierungssprechers spiegelten die Haltung aller in ihrer Bewegung wider. Dagegen sprach der Führer der Oppositionspartei "Partito Democratico", Maurizio Martina, von unglaublichen Äußerungen. Wenn Ministerpräsident Conte auch nur einen Funken Vernunft habe, müsse er seinen Sprecher sofort entlassen, schrieb er auf Twitter.

Krawalle und Verletzte bei Anti-Salvini-Demo in Bari

Eine Demonstration gegen den italienischen Innenminister Matteo Salvini und dessen Einwanderungspolitik ist am Freitagabend im süditalienischen Bari ausgeartet. Während des Protestzugs kam es zu Auseinandersetzungen mit rechtsradikalen Aktivisten. Die Polizei musste eingreifen, zwei Demonstranten wurden verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert, berichteten italienische Medien am Samstag.

Die Demonstration wurde von dem Anti-Rassismus-Verband "Nie mit Salvini" organisiert. Aktivisten der rechtsextremen Organisation "CasaPound" wiesen den Vorwurf zurück, die Demonstranten provoziert und sie mit Knüppeln angegriffen zu haben. Sie hätten lediglich auf einen Versuch der linken Demonstranten reagiert, ihren Parteisitz anzugreifen.

Die Verletzten wurden mit Gesichts- und Kopfwunden ins Spital eingeliefert. Zu den Verletzten gehört auch ein Assistent der linken Europaabgeordneten Eleonora Forenza, die sich an der Kundgebung beteiligte. Circa 30 "CasaPound"-Aktivisten wurden in eine Polizeikaserne gebracht; die Polizei stellte ihre Identitäten fest.