US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ist nach seiner Aufnahme in eine Militärklinik nahe Washington auf die Intensivstation verlegt worden. Nach einer Reihe von Untersuchungen werde er dort weiter betreut und genau überwacht, hieß es seitens des Spitals am Sonntagabend. Man rechne nicht damit, dass das aktuelle Blasenproblem etwas an seiner voraussichtlich vollständigen Genesung ändern werde, ergänzten die Ärzte. Die Prognose seiner Krebserkrankung sei weiter ausgezeichnet.
Aufenthaltsdauer unklar
Zum jetzigen Zeitpunkt sei aber nicht klar, wie lange der Minister (70) im Krankenhaus bleiben werde. Pentagon-Sprecher Pat Ryder hatte zunächst mitgeteilt, Austin sei mit Symptomen akuter Blasenprobleme in eine Militärklinik bei Washington gebracht worden. Wenige Stunden später hieß es dann, Stellvertreterin Kathleen Hicks habe seine Aufgaben übernommen.
Zu Jahresbeginn war der Spitzenpolitiker kritisiert worden, weil er eine Prostatakrebserkrankung und einen Krankenhausaufenthalt infolge von Komplikationen bei einem Eingriff geheim gehalten hatte. Selbst US-Präsident Joe Biden wusste mehrere Tage lang nicht Bescheid, dass sein Minister im Krankenhaus lag – bekräftigte später jedoch, an ihm festhalten zu wollen.
Am 15. Jänner wurde Austin aus der Klinik entlassen und kehrte dann Ende Jänner zurück zur Arbeit ins Pentagon, wo er am selben Tag Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg empfing. Das Treffen nutzte Austin auch, um sich zu seinem Gesundheitszustand zu äußern. „Ich fühle mich und erhole mich gut, aber ich bin immer noch dabei, wieder fit zu werden“, versicherte der 70-Jährige da.
Ärger über Geheimhaltung
In den USA ist es üblich, dass die Öffentlichkeit sehr genau über den Gesundheitszustand ihrer Top-Politiker informiert wird. Als bekannt geworden war, dass Austin seinen Krankenhausaufenthalt geheim gehalten hatte, kam die Frage auf, wer angesichts internationaler Krisen wie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und der angespannten Lage im Nahen Osten im Pentagon eigentlich die Befehlsgewalt hat, wenn der Verteidigungsminister ausfällt. Nach Berichten von US-Medien war Austins Stellvertreterin Hicks zu Jahresbeginn aus dem Urlaub in Puerto Rico eingesprungen und hatte von dort aus einige Aufgaben übernommen.
Zahlreiche Republikaner betonten in der Folge, Austin sei nicht im Amt zu halten und auch Politiker aus Bidens Demokratischer Partei übten Kritik. Das Weiße Haus äußerte ebenfalls deutliche Bedenken an der Informationspolitik des Pentagon-Chefs und ordnete an, die Abläufe für solche Fälle überprüfen zu lassen. Das Ministerium leitete interne Untersuchungen ein, um sicherzustellen, dass im Falle von Krankheit die Zuständigkeiten geklärt seien und Benachrichtigungsketten funktionierten.
Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebsart bei Männern in den Vereinigten Staaten nach weißem Hautkrebs. Im frühen Stadium sind die Heilungschancen generell gut. Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist ein walnussgroßes Organ, das beim Mann den Ansatz der Harnröhre umschließt.